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Rezension zu
Kolibri

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Krimi mit sozialkritischen Untertönen

Von: Birgit Arnold aus Mönchnegladbach
18.11.2014

Der brutale Mord an einer jungen Joggerin beschert Anna Fekete, Kriminalkommissarin mit Migrationshintergrund, einen denkbar schlechten Einstieg an ihrem neuen Arbeitsplatz bei der Kripo in der Stadt, die nach der Einwanderung schon einmal ihr Wohnort war. Die Polizei geht zunächst von einer Beziehungstat aus, der Exfreund des Opfers ist verschwunden und mit ihm eine seiner Waffen. Ein Amulett, das im Jogginganzug der Toten gefunden wird, findet zunächst keine Beachtung. Dieses wird erst interessant, als ein weiterer Mord geschieht und auch beim zweiten Opfer, ebenfalls einem Jogger, dieses Amulett gefunden wird: es zeigt einen blutrünstigen Kriegsgott der Azteken, der Menschenopfer forderte. Geht nun ein Serienmörder um, der wahllos Jogger umbringt, zumal beide Opfer scheinbar in keiner Verbindung zueinander standen? - Darüber hinaus erhitzt der Notruf eines kurdischen Mädchens die Gemüter der Kriminalbeamten. Handelt es sich um einen Fall von häuslicher Gewalt? Befindet sich das Mädchen in Lebensgefahr? Die Kollegen entscheiden sich gegen weitere Ermittlungen, da sich der Verdacht gegenüber der Familie nicht erhärtet und das Mädchen während der Vernehmungen davon spricht, dass alles ein Versehen gewesen wäre. Anna Fekete will diese Sache dennoch nicht auf sich beruhen lassen und beobachtet die Familie entgegen der Entscheidung ihres Vorgesetzten weiterhin. - Aber nicht nur die schwierigen Ermittlungen machen Anna zu schaffen, auch ihr zugeteilter Partner Esko entpuppt sich als wenig kollegial. Seine Manieren lassen zu wünschen übrig, seine Erscheinung ist ungepflegt und nicht zuletzt seine rassistischen Kommentare bezüglich Annas Herkunft machen ihr das Arbeitsleben schwer. Zudem sorgt sich Anna um ihren Bruder Ákos, der im Gegensatz zu ihr in Finnland nie heimisch geworden ist und immer weiter abzusinken droht. Entgegen der Ankündigung des Verlages auf dem Buchdeckel, dass es sich um einen Thriller handelt, hat Kati Hiekkapelto mit ihrem ersten Roman Kolibri einen Krimi geschaffen, dessen Handlung in seiner düsteren Stimmung dem typischer nordischer Kriminalromane entspricht. In ihrem Debüt hat Hiekkapelto neben den Ermittlungen zu den Mordfällen zwei weitere parallel laufende Handlungsstränge untergebracht, die für sich gesehen genug Stoff für eigene Geschichten hergegeben hätten: Zum einen gibt es die Familien- und Migrationsgeschichte der Anna, die zur ungarischen Minderheit im ehemaligen Jugoslawien gehörte und aus dem Ort Magyarkanisza stammt, der heute zur autonomen Provinz Vojvodina in Serbien gehört und in den ihre Mutter zurückgekehrt ist. Anna ist beruflich erfolgreich und in der finnischen Gesellschaft integriert, sie gilt als Paradebeispiel für gelungene Einwanderungspolitik. Trotzdem zweifelt sie ständig an sich und glaubt, ihren Platz im Leben immer noch finden zu müssen. Zum anderen gibt es die Geschichte des kurdischen Mädchens Bihar, das die gesellschaftliche Ehre der Familie verletzt haben und nun zwangsverheiratet werden soll. Darüber erzählt Bihar regelmäßig in der Ich-Form. Machen die Beschreibungen zur Herkunft der Hauptprotagonistin Anna Sinn, um die Figur entwickeln zu können, wirken Bihars Einlassungen wie Lückenfüller - was bei der Brisanz des Themas schade ist. Immer wieder aufkommende Spannung zu den Ermittlungen in den Mordfällen wird dadurch unterbrochen. Grundsätzlich aber ist Kolibri ein gelungener Kriminalroman, der leicht zu lesen ist und mit Sozialkritik bezüglich Einwanderungspolitik, Rassismus oder auch des Umgangs mit alten Menschen nicht geizt. Man darf gespannt sein, wie es mit der sympathischen Kriminalkommissarin Anna Fekete und ihrem beruflichen wie privaten Umfeld weitergeht. dt. Erstausgabe: 2014 - Heyne Verlag innerhalb der Verlagsgrupp

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