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Rezension zu
Aquila

Opfer oder Täter?

Von: Katharina P.
27.08.2017

Geschichte und Erzählstil: Ich muss es sicherlich nicht nochmal betonen, dass ich ein absoluter Fan von Ursula Poznanski und ihren Büchern bin. Bisher waren ihre Werke meiner Meinung nach immer überdurchschnittlich gut, weshalb ich mit der Lektüre ihrer Neuerscheinungen nie ein großes Risiko eingehe. "Aquila" hat diese Einschätzung erneut bestätigt. Lesern, die normalerweise extreme und/oder verstörende Thriller lesen, wird "Aquila" möglicherweise vergleichsweise harmlos erscheinen, aber für mich als Gelegenheitsthrillerleserin war es genau das richtige Maß an Nervenkitzel. Dem Geschehen haften eine gewisse Grausamkeit und psychotischer Wahnsinn an, aber man kann es gut verdauen - zumindest hatte ich keine Albträume nach dem Lesen. Das liegt daran, dass zwar ein kryptisches Verbrechen, eine spannende Spurensuche sowie eine Verfolgungsjagd im Zentrum stehen, es aber immer wieder "lichte" Momente gibt, in denen der Fokus auf alltäglichen (zwischen-)menschlichen Komplikationen liegt. Dadurch ist zwar stets eine mysteriöse, bedrohliche Aura präsent, aber die Story ist nicht düster oder blutig-brutal. Angesichts der Tatsache, dass es sich um einen Jugendthriller handelt, finde ich das durchaus angemessen. Zur Spannung tragen zwei Aspekte bei. Zum einen die Rekonstruktion der Ereignisse der vergangenen Tage basierend auf den wenigen rätselhaften Hinweisen, die Nika zur Verfügung stehen und sie auf eine abenteuerliche Suche durch Siena schicken. Zum anderen - was ein wiederkehrendes Element in Poznanskis Romanen ist - steht immer die Frage im Raum, wem sie trauen kann, wobei sie auch die Reliabilität ihres eigenen Gedächtnisses anzweifelt. Beides hat dafür gesorgt, dass mein Interesse an der Geschichte nicht abgeebbt ist und meine Aufmerksamkeit ständig gefordert war, damit ich kein (möglicherweise wichtiges) Detail verpasse. Anders als bei anderen Thrillern zögert Urusla Poznanski die Auflösung des Verbrechens nicht bis zum Ende des Romans hinaus. Schon nach dem zweiten Drittel wird man als Leser erleuchtet (sofern man nicht schon seine eigenen, richtigen Schlüsse gezogen hat). Wer jetzt denkt, dass damit die Spannung zum Erliegen kommt, der irrt sich. Im Gegenteil resultiert daraus ein anders gearteter Nervenkitzel: der Beweis von Nikas Unschuld. Denn auch wenn sie die meisten Puzzleteile zusammengesetzt hat, stehen alle Zeichen gegen sie. Sämtliche Spuren führen zu ihr, weshalb man es dem zuständigen Kommissar kaum verübeln konnte, dass er entsprechende Schlüsse zieht. Getragen wird die Geschichte hauptsächlich von Nika, aber mit vorschreitender Handlung auch von ihrer Mitbewohnerin Jenny, die vermisst wird. Nika verfügt über die Persönlichkeitsmerkmale, die für einen Jugendthriller geeignet sind. Sie kombiniert die jugendliche "Ich bin nur einmal jung und will was erleben"-Mentalität mit einer gewissen erwachsenen Reife. Zudem handelt sie meistens clever und gut überlegt, wenngleich sie gelegentlich auch emotional reagiert - was sie nur umso sympathischer macht. Ihre Gedankengänge wurden immer ausgesprochen authentisch und nachvollziehbar dargelegt, sodass ich zuweilen das Gefühl hatte, in ihrem Kopf herumzuspazieren. Dadurch hatte ich auch keine Schwierigkeiten, eine gewisse Nähe zu ihr aufzubauen,w as natürlich super ist. Zu Jennys Person erfährt man eigentlich nur in der Retrospektive etwas, allerdings genügt das für ein umfassendes Bild von ihr. Ich will nicht allzu viel zu ihr sagen, nur so viel: Sie ist ein facettenreicher Charakter, der für einige Überraschungen gut ist. Für ein wenig amouröses Gefühlschaosist durch diverse männliche Nebenfiguren auch gesorgt, wenngleich dieser Aspekt (zum Glück) nie die Handlung dominiert. Wer einen romantischen Subplot in Thrillern weniger zu schätzen weiß, dürfte sich davon also nicht (allzu) gestört fühlen. Ich möchte außerdem noch positiv hervorheben, wie penibel Poznanski (oder das Lektorat) darauf geachtet hat, dass die Sprachbarriere nicht vernachlässigt wird. Man kennt das ja aus Filmen: Zwei Leute unterschiedlicher Muttersprachen kommunizieren problemlos miteinander, obwohl sie sich - mangels eines gemeinsamen Sprachschatzes - überhaupt nicht verstehen dürften, aber keiner geht darauf ein. Hier spielen die Kommunikationsdifferenzen immer wieder eine Rolle, weshalb extra eine Dolmetscherin bei den Gesprächen zwischen Nika und dem commissario herangezogen wird, damit sämtliche Informationen ohne Verlust ausgetauscht werden können. Ohne sie läuft nichts. Wann immer Nika außerdem mit nicht deutsch- oder englischsprechenden Einheimischen in Kontakt tritt, greift sie auf ihre laienhaften Italienischkenntnisse zurück. Wie gsagt, ich fand es toll, dass man das konsequent mitbedacht und in die Story eingearbeitet hat. Sprecherin: Mit Laura Maires Stimme bin ich bei Hörbüchern bereits seit geraumer Zeit vertraut. Überwiegend empfinde ich sie als äußerst angenehm, da man ihr ihre Professionalität anmerkt. Sie verleiht den Sätzen durch angemessene Betonung die richtige Gewichtung, hetzt nicht durch den Text (auch wenn sie an den spannungsgeladeneren Passagen auch mal das Tempo etwas anzieht) und hat auch sonst eine für Hörbücher geeignete Stimme (soll heißen: sie ist vergleichsweise melodisch und nervt mich nicht). Lediglich die Stellen, wenn sie die ständig wiederkehrenden Textzeilen aus dem Nirvana-Song "Smells Like Teen Spirit" gesungen hat, war ich weniger begeistert. Ich schätze es sehr, dass sie Melodie und Lyrics möglichst anschaulich vermitteln wollte, aber mir persönlich wäre es lieber gewesen, man hätte darauf verzichtet. Das hat allerdings meine Gesamtbewertung nicht negativ beeinflusst (schließlich kann nun mal nicht jeder super singen). Fazit Ursula Poznanski hat mich mal wieder nicht enttäuscht: "Aquila" ist eine spannend erzählte, dynamische Verbrechensgeschichte, die einen selbst zum Miträtseln animiert und mich fast durchweg fesseln konnte. Laura Maire hat ihre Arbeit als Sprecherin gewohnt professionell und storyadäquat ausgeführt. Insgesamt ein tolles, gut umgesetztes (Hör-)Erlebnis.

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