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Rezension zu
Was alles war

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Liebe - der Stoff, aus dem Familien sind

Von: Mein-Lesetipp
22.08.2017

„Was alles war“ nicht nur sehr schön und intensiv erzählt, sondern setzt sich auch eindringlich mit dem Thema „Familie“ auseinander. Was uns prägt – Erziehung oder Gene? Die Entscheidungen, die wir treffen? Und die Achtsamkeit, die uns häufig im Alltag fehlt; die Reue, über Ungesagtes. Die Protagonistin Susa, Meeresbiologin, wurde als Baby adoptiert und wuchs bei liebevollen Adoptiveltern auf. Mit Mitte dreißig lernt sie Henryk kennen, der nach dem Tod seiner Frau seine kleinen Töchter allein großzieht. Susa und Henryk verlieben sich und werden eine Familie, die wenige Jahre später durch das gemeinsame Baby Leve ergänzt wird. Zu Beginn des Romans nimmt Susas leibliche Mutter Viola, eine Weltenbummlerin und (Über-) lebenskünstlerin, wieder Kontakt zu Susa auf. Diese ist hin- und hergerissen zwischen Befremdung, durch die narzisstischen Züge der Frau, zu der sie keinerlei mütterliche Bindung verspürt, und der Neugier nach ihren Wurzeln. Viola ist allerdings nur eine Randfigur des Romans, die Susa zum Nachdenken anregt. Das Kennenlernen ihrer unbekannten Brüder, die Suche nach ihrem biologischen Erzeuger, der schmerzhafte Tod ihres geliebten Adoptivvaters und die kriselnde Ehe zwischen Susa und Henryk, die sich in den Spannungen des Alltags gegenseitig zu verlieren drohen – das alles geht unheimlich unter die Haut. All die Fragen, die wir nicht stellen wollen. Die Prioritäten, die wir setzen. Jede Entscheidung für etwas, sagt Susa, ist auch die Entscheidung gegen etwas. Lyrisch meisterhaft schildert Annette Mingels die Zerrissenheit vieler Frauen. Der konstante Spagat zwischen eigenen Bedürfnissen und denen der Partner oder Kinder, Kind und Karriere – schließt das eine realistisch das andere aus? Hetzen wir zu sehr durch unseren Alltag? Und das große Thema Patchwork. Können wir nicht-leibliche Kinder ebenso lieben wie unsere biologischen? Wie wichtig ist der Kontakt zu biologischen Halbgeschwistern? Sind das fremde Menschen – oder verbindet das Blut quasi instinktiv? Ich habe den Roman als absolute Bereicherung empfunden und lege ihn jedem ans Herz, der sich für das Thema Familie interessiert.

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