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Rezension zu
Charlotte

"Charlotte" von David Foenkinos

Von: Rita Fischer aus Hamburg
12.08.2017

Foenkinos, David: Charlotte Penguin-Verlag 2016, 237 Seiten Ein berührendes Buch. Ein Buch, das den Schalter der Erwartung umlegt, wenn die ersten Seiten verflogen sind. Will der Leser wie gewohnt möglichst schnell und tief in eine neue Geschichte eintauchen, wird er hier be-hindert, ihm wird Zeit abgefordert und des Lesers Ungeduld verliert Satz für Satz an Gewicht. Jeder Satz eine Zeile, 237 Seiten lang. Jede Zeile braucht nur wenige Wörter und mit jedem Wort will das Buch erobert werden. Dieser eher lyrische Weg des Erzählens entwickelt einen unglaublichen Sog, weil Füllwörter, die überflüssig geworden sind, fehlen. Das Wesentliche bekommt in seiner sprachlichen Schlichtheit Gewicht und das, was ungesagt bleibt, lässt Bildern Raum. Die Lebensgeschichte der Malerin Charlotte Salomon ist nicht mit anderen Biografien bekannter Künstler zu vergleichen. Der Autor hat sich in die Gemälde und Zeichnungen dieser unbekannten Künstlerin verliebt und es sich zur Aufgabe gemacht, die wenigen hinterlassenen Dokumente dieses jungen Lebens zu sichten und das Leben dahinter nachzuspüren. Er bringt sich mit seiner Suche und Begegnungen mit Zeitzeugen in den Roman ein, schafft Nähe zu Vergangenem und macht mit dieser Unmittelbarkeit betroffen. Die Jüdin Charlotte lebt mit ihrer Familie in Berlin, das sie vor 1940 verlässt, um in Südfrankreich dem Nazi- Schrecken zu entgehen. Sie ist eine begnadete Künstlerin, die so anders ist als andere junge Frauen ihres Alters, was zum Einen an einer gefährlichen Melancholie in ihrer Familie liegt, zum Anderen an ihrer eigenwilligen Begabung als Malerin. Das Familienschicksal der Salomons gleicht dem vieler jüdischer Familien und ist doch so anders. Obwohl man um die Grausamkeiten der Nazi-Schergen weiß, scheint auch dieses Schicksal kein gutes Ende zu nehmen. Der Autor streut im Laufe des Romans entsprechende Hinweise, die den Leser hilflos zurücklassen. Aber das ist so gewollt. Die Vergangenheit ist gegenwärtig und beschönigt nichts. Tolles Buch! Meine Note: Eins Rita Fischer im August 2017

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