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Rezension zu
Die Rückkehr

Auf der Suche nach dem verschollenen Vater

Von: Marina Büttner
08.08.2017

„Auf der Suche nach meinem verlorenen Vater“ lautet der Untertitel dieses Buches, das eindeutig autobiografisch ist. Bereits in seinen beiden vorhergehenden Büchern erzählt Hisham Matar, mehr fiktional, von der Suche nach dem Vater und von dem was dieser Suche vorausging. Nun kommt der Autor, der aus einer gebildeten und wohlhabenden lybischen Familie stammt, zum ersten Mal seit der Kindheit wieder in sein Heimatland zurück und setzt sich vor Ort den Geschehnissen der Vergangenheit aus. Mit seiner Frau Diana, einer Amerikanerin, und seiner Mutter besucht Matar all die Verwandten, die in Lybien zurückgelassen wurden, die Verwandten, die teilweise ebenso wie Matars Vater Jaballa unter der Herrschaft Gaddafis als Regimegegner verhaftet wurden. Im Gegensatz zum Onkel, wurde der Vater, ein ehemaliger Diplomat und ärgster Widerstandskämpfer gegen Gaddafi nicht wieder freigelassen. Er verschwand spurlos. Hisham Matars Leben ist seither geprägt von der Suche nach dem Vater, doch jegliche Recherche läuft ins Nichts. Eine Ungewissheit, die für Hoffnung kaum Platz lässt und die schwer erträglich ist … Als die Familie nach der Machtübernahme Gaddafis zunächst in New York, wo auch Hisham 1970 geboren wird, danach im Exil in Agypten lebt, fühlt sie sich einigermaßen sicher. Doch wird der Vater aus Kairo entführt und 1990 nach Lybien ausgeliefert. Er landet im berüchtigtesten Gefängnis in Tripolis. Einige wenige Briefe erhält die Familie von ihm. Seit dem Massaker in Abu Salim, in dem über 1000 Gefangene, überwiegend Reigimegegner ermordet wurden, kommt kein Lebenszeichen mehr. „Gaddafi hatte seine größten Gegner gern nahe bei sich, um sie sich von Zeit zu Zeit ansehen zu können, die Lebenden wie die Toten. Gefriertruhen mit Leichen lange verstorbener Dissidenten wurden gefunden.“ Matar zeichnet in seinem Buch auch die wechselhafte Geschichte des Landes auf und dessen unruhige politische Entwicklung. Schwerpunkt ist jedoch die Vatersuche mit all der Hoffnung und all dem Zweifel. Er, der mittlerweile mit seiner Frau in England lebt, setzt von dort aus, später sogar mit Hilfe von Menschenrechtsorganisationen und des Parlaments, alle Hebel in Bewegung. Die Ungewissheit bleibt … „Die Suche wurde zur Besessenheit, ich verlor jede Zurückhaltung und war bereit zu kontaktieren, wer immer, wie ich dachte, helfen konnte.“ Matar schreibt sehr gut, er findet eine Sprache in seiner Sprachlosigkeit, die wiederum mich sehr eindringlich anspricht. Er erzählt oft in beinahe poetischen Bildern über die eigentlich schrecklichen Ereignisse. Sicher lohnt es sich, auch die beiden vorherigen Romane des Autors zu lesen, die alle um das Thema kreisen. Matar ist einer der Autoren, dem das Schwierige gelingt: aus Biografischem Literatur zu machen.

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