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Rezension zu
Schwesterherz

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Locker und vorlaut

Von: Thomas Lawall
17.06.2017

Wer Martin Brenner begegnet, würde nie auch nur vermuten, dass er ein Kind hat, was im Prinzip auch stimmt. Trotzdem ist die vierjährige "Belle" in gewisser Weise seine Tochter. Belle ist ein Waisenkind, seit Martins Schwester, ihre Mutter, mit ihrem Mann bei einem Flugzeugabsturz getötet wurden. Neun Monate war sie damals alt und schnell musste vom Jugendamt entschieden werden, wo sie aufwachsen soll. Die Großeltern kamen wegen ihres Alters nicht in Frage und Pflegeeltern waren für Martin kein Thema. Also nahm er sie kurzentschlossen bei sich auf, obwohl sich sein Lebenswandel nicht unbedingt kindgerecht gestaltet. Der Rechtsanwalt teilt sich seine Kanzlei mit der attraktiven Lucia "Lucy" Miller, der "heißesten Juristenbraut in ganz Stockholm". Doch eine dauerhafte Bindung einzugehen scheint ihm Probleme zu bereiten, zahlreiche Affären hingegen nicht, weshalb eine Trennung vorprogrammiert war. Dennoch arbeitet man zusammen und verbringt auch hin und wieder einen Teil der Freizeit zusammen. Eigentlich läuft für Martin alles prima, bis Bobby auftaucht und seine Schwester, die des fünffachen Mordes beschuldigt wird, rehabilitieren möchte. Zwar hat sie die Morde zugegeben, für ihn bestehen aber ernsthafte Zweifel, die ihn an ihrer Täterschaft zweifeln lassen. Dumm nur, dass sie Selbstmord begangen hat, was ihn andererseits nicht daran hindert, Martin Brenner mit dem Fall zu betrauen. Ihn dahingehend zu überzeugen, scheint aber zunächst nicht ganz einfach zu sein. Kristina Ohlsson stellt ihren Hauptdarsteller, ob beabsichtigt oder nicht, als nicht unbedingt sympathischen Menschen dar. Dem notorischen Frauenheld gelingt es beispielsweise in Lokalen, mit nur einem einzigen Blick weibliche Dummchen zu ködern, die sich natürlich umgehend von ihrem jeweiligen Langweiler abwenden. Mitarbeiterinnen vom Jugendamt sind "Tussen" und Pflegeeltern "Bauerntölpel". Geld macht glücklich, weil man sich damit "Zeit kaufen" kann (Kindermädchen und Putzfrauen) oder einen Porsche. Den untreuen Vater zu ohrfeigen geht auch ... wenn man die eigenen Bindungsängste vergisst. Dazu passt der lockere und vorlaute Ton der Autorin, der natürlich ein nicht uninteressantes Spannungsfeld erzeugt. Zudem stellt sie, neben den privaten Aufgaben, Verwicklungen und Komplikationen, die ihre Hauptfigur umgeben, einen Fall vor, der reichlich aus dem gewohnten Rahmen fällt. Wenn "Sara Texas" tatsächlich frei von Schuld gewesen sein sollte, weshalb sollte sie sich als mehrfache Mörderin dargestellt haben? Leider überzeichnet Kristina Ohlsson den Frauenheld Martin in ebenso völlig unglaubwürdigen Szenarien. Beispielsweise führt der schon zitierte Augenkontakt prompt zu einem abendlichen Spontanrendezvous, bei dem man auch noch sofort zur Sache kommt, Martin aber bereits um 21.30 Uhr wieder zu Hause ist, wo er das Kindermädchen pünktlich ablöst. Das geht nun wirklich auch in einem Roman viel zu schnell. Weniger schnell gestaltet sich die Auflösung des Falles, worauf die Autorin den gesamten Spannungsbogen aufbaut. Martin will die Sache selbst in die Hand nehmen und ahnt nicht, auf was er sich eingelassen hat. Erstaunlich auch, welche Parallelen sich zu seinem eigenen Leben eröffnen. Am Ende spitzt sich die Lage zu und die Rätsel entwirren sich spektakulär und unerwartet. Eine Komponente trennt Kristina Ohlsson jedoch ab, denn schließlich muss es mit dem nächsten Band "Bruderlüge" irgendwie weitergehen. Bleibt zu hoffen, dass der Titel des zweiten Teiles nicht zu viel verrät. Spannend wird es aber in jedem Fall werden ...

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