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Rezension zu
Hausbesuche

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

✎ Stephanie Quitterer - Hausbesuche

Von: Mademoiselle Cake
10.06.2017

Ja, ich gebe zu, ich lese Biographien & Erfahrungen & Tatsachen, weil ich am echten Leben anderer interessiert bin und nicht unbedingt immer das abtriften in fiktive Welten benötige. Hier jedoch wurde ich auch von der Tatsache angezogen, dass die Autorin Kuchen gebacken hat und mit diesen einfach vor fremden Menschen stand und um Einlass bat. Ich war gespannt, wie Stephanie Quitterer das Projekt aufzieht, was für ein Mensch sie vor und auch hinterher war, ob all die fremden Menschen sie verändert haben - und wie es überhaupt dazu kam, dass dieses Buch nun vor mir liegt. "Hier bin ich! Und das ist mein Projekt! Und wenn du es doof findest, ist das deine Sache, weil es mir völlig reicht, wenn nur ich an mich glaube [...]" (S. 72) Im locker-leichten Schreibstil, ja Plauderton, nimmt uns Frau Quitterer mit auf die Reise durch ihre Nachbarschaft. Sie lässt uns innehalten, lachen, bangen. Und sie vermittelt eine ganz wichtige Botschaft: "Ich will üben, jeden Menschen erst kennenzulernen, bevor ich ihn einteile." (S. 40/41) "Eine Abrissbirne muss her, für meine Mauern im Kopf." (S. 111) Aufgelockert haben die Erzählungen einige Statistiken. Die waren interessant und ließen noch mehr hinter die Fassade blicken, denn alles kann man in dieser Lektüre nicht unterbringen, ohne langweilig daherzukommen. Meinen Respekt hat die Verfasserin, denn auch nach dem Lesen kann ich mir nicht vorstellen, ein ähnliches Vorhaben in die Tat umzusetzen, obwohl ich in Gedanken bereits heftig am Planen bin, welche Kuchen es denn werden sollen. Ein Hinweis sei noch gegeben: Es sind nicht wirklich (viele) ernstzunehmende Rezepte im Buch enthalten - zumindest ich als Backjunkie würde ihr wahrscheinlich auch lieber eine Postkarte mit einer Einladung schreiben, auf der vermerkt ist, dass ich den Kuchen auftische. ©2017 weitere Zitate: "Bei manchen Dialekten leide ich an Assimilierungszwang vor lauter Sympathie." (S. 87) "»[...] durch die Chemo habe ich vierzig Kilo zugenommen. [...] Aber wenn sie es so aufregt, dass ich so aussehe, wie ich aussehe - warum kommt dann nicht mal einer und fragt, warum es so ist?«" (S. 89) "Ich liebe meine Wette. Meine Lupe, mein Kaleidoskop. Ich liebe es, dass jeden Tag, für genau die Dauer eines Tages, ein anderer Mensch, mit einer anderen, eigenen Geschichte, im Mittelpunkt steht." (S. 120) "Wann nur, wann endlich habe ich mein Oberstübchen von diesen Schubladen entrümpelt?!" (S. 161) "Es gibt immer etwas zu tun, [...], darf nicht vergessen werden und verträgt auch keine Relativierung. Aber mit »meiner« Welt anzufangen, [...] finde ich einen durchaus akzeptablen ersten Schritt." (S. 221)

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