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Rezension zu
Aus hartem Holz

Aus hartem Holz

Von: Erdhaftig schmökert
02.06.2017

Die Trägerin des Pullitzerpreises Annie Proulx schrieb einen dicken Schmöker rund um das Verhalten europäischer Einwanderer und Holzfäller. Primär dreht sich der Roman um die Art, wie Einwanderer von den riesigen Urwäldern zwischen Neufundland und den Großen Seen Besitz ergriffen und begannen diese konsequent zu fällen. Ohne einen Gedanken an Aufforstung zu verschwenden, denn diese Wälder sind ja unendlich. Die Ureinwohner spielen eine Rolle, allerdings völlig anders als gedacht. Zeitlich bewegt sich Proulx zwischen 1627 bis in die Gegenwart. Dazu legte sie zwei Stammfamilien an. Anhand deren Nachfahren und vieler Nebenfiguren springt sie in die verschiedenen, aufeinanderfolgenden Epochen rund um das Fällen der großen Wälder. Der Wald im Vordergrund Immer stehen der Wald und das Fällen der Bäume im Vordergrund. Ob aus Sicht der indianischen Ureinwohner oder der ersten französischen Siedler, die vor allem eins wollten: eine Landschaft errichten, wie sie sie aus Frankreich kannten. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne die Kenntnisse anzuwenden, die man auch um 1600 bereits in Europa hatte. Die Folgen beschreibt Proulx zwei Jahrzehnte später und bringt die Sichtweisen der Siedler, die nur nach Land für Agrarwirtschaft suchten, mit hinein. Aber auch die der ersten deutschen Forstwirte, welche die Amerikaner mit ihren Ideen Wald wieder aufzuforsten und keine Kahlschläge durchzuführen vor den Kopf stießen. Auch Handelsfahrten nach Neuseeland werden beschrieben und der Beginn der Abholzungen der dortigen Kauri-Wälder sowie überhaupt erste überseeische Handelsbeziehungen außerhalb Europas und Nordamerikas. Und immer wieder der Satz: "Die Wälder sind unendlich." Daran ändert sich erst bei den ersten Überfliegungen des Kontinents etwas. Eigentlich unglaublich. Spannend, aber auch ermüdend zuweilen Dadurch, dass so viele Nachkommen der ersten beiden "Roman-Urfamilien" existieren und ebenso viele Nebenfiguren pro Zeiten- und Themenabschnitt, verliert man leicht den Überblick wer mit wem wann was begann. Es wird ab der Romanmitte auch zeitweise etwas ermüdend zu lesen. Der Abstecher nach Neuseeland irritiert ziemlich und führt ins Nichts. Gut geschrieben und pro Zeitenabschnitt wird immer deutlicher, wie die holzfällenden Nordamerikaner tick(t)en. Aber auch, wie die Art Geschäfte zu tätigen, entstand und sich entwickelte. Sehr interessant, welches Verhältnis kanadische Siedler zu den Indianerstämmen aufbaute und welche die späteren US-Amerikaner. Sehr, sehr interessant. Denn Proulx flocht indianische Vorfahren in beide ihrer Ur-Familien ein. Die eine entwickelt sich zu einem führenden Holz-Unternehmen während die andere zwar auch mit Hölzern zu tun hat, aber andere Wege geht - und auch stolz auf die urfranzösischen und indianischen Blutsanteile ist. Fazit: Trotz einiger Längen lohnt es sich diesen Roman zu lesen. Gerade auch in einer Zeit, in der ein US-amerikanischer Präsident das Klimaabkommen aufkündigt während große US-Wirtschaftskonzerne dagegen wettern.

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