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Rezension zu
Jagdtrip

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eindringlich in seiner Aussage, spannend geschrieben und erschütternd in der Konsequenz.

Von: Wolfgang Brunner - Buchwelten
16.05.2017

Lee Moravian ist Vietnam-Veteran. Durch den Krieg hat er ein Trauma, wird von quälenden Erinnerungen heimgesucht und ist sofort auf Abwehrstellung, wenn eine Auseinandersetzung droht. Aus diesem Grund zieht er es vor, alleine in einer Hütte im Wald zu leben, denn er weiß, was er anrichten kann, wenn es mit ihm durchgeht. Als eine Gruppe Camper in sein Revier eindringen, kann Lee nicht lange zurückhalten, was tief in ihm schlummert. Denn er sieht nicht die realen Menschen, die in "seinem" Wald sind, sondern Vietnamesen, die ihm nach dem Leben trachten. Lee beginnt, sich gegen die Eindringlinge zu wehren. . Jack Ketchums Romane gelten als blutig, brutal und schonungslos. Seine Kannibalen-Reihe wurde sogar als pornographisch bezeichnet, was ich nicht wirklich nachvollziehen kann, aber na gut. Nichtsdestotrotz sind Ketchums Romane tatsächlich beängstigend und wirken vor allem so brutal, weil sie sehr nahe an der Wirklichkeit sind. Manch einer von Ketchums Fans wird "Jagdtrip" daher eher als ruhig und nicht blutig (hart) genug ansehen. Doch hinter der einfachen Story verbirgt sich mehr als man denkt. Ketchum hat einen einsamen, verängstigten und dennoch kaltblütigen "Rambo" erschaffen, der an seiner Vergangenheit so sehr zu nagen hat, dass er die Realität fast vergisst. Auf gewisse Art und Weise einfühlsam erzählt Ketchum Lees Geschichte, wie er sich in einer Welt außerhalb des Vietnamkrieges fühlt und welche (Verfolgungs-) Ängste ihn plagen. Sicherlich ist "Jagdtrip" ein etwas anderer Ketchum, wie übrigens "Scar" auch, aber er funktioniert einwandfrei. Jack Ketchums Schreibstil ist knapp, aber präzise. Man ist mittendrin im Geschehen und das macht dieses Buch auch, zumindest war es bei mir so, zu einem echten Pageturner. Die Story ist simpel und im Prinzip auch vorhersehbar. Aber das macht gar nichts, denn die Atmosphäre und die Charakterzeichnungen zählen in diesem Fall. Auch wenn es nicht Jack Ketchums bestes Buch ist, so wird aber das schwierige Thema von Vietnam-Veteranen mit Kriegstrauma sehr gut und, wie oben schon erwähnt, auch sehr einfühlsam und glaubwürdig behandelt. Gerade weil Jack Ketchum mit diesem Roman beweist, dass er nicht nur blutige, brutale Horrorgeschichten schreiben kann, sondern auch einen Thriller mit Drama-Touch, macht mir diesen Roman sympathisch. Das Ende geht dann zwar sehr schnell, aber nicht unbedingt zu schnell und wirkt in seiner Konsequenz, die mich übrigens ein wenig an das Lebensende von Ernest Hemingway erinnerte, nach. Vielleicht handelt es sich bei dieser Anspielung auf Hemingway sogar um Absicht. ;) Der Plot zeigt auf jeden Fall, wie brutal und unsinnig Krieg ist und vor allem, was er später aus den Menschen macht, die sich gezwungenermaßen daran beteiligen mussten. Nicht nur die Soldaten selbst, sondern auch ihre Ehen zerbrechen an den Kriegen. Mir persönlich hat dieses Kriegsdrama wirklich gut gefallen und zeigt vor allem durch den stimmungsvollen Handlungsort (der Wald) eine nachhaltige Wirkung. Ketchum zeigt in etwa ähnlicher Weise Kritik am Vietnamkrieg wie Filme á la "Jacob's Ladder" oder "Geboren am 04. Juli". Jack Ketchums "Jagdtrip" konnte mich auf jeden Fall durch seine klare und wirkungsvolle Sprache und die tiefergehenden Charakterzeichnungen der Protagonisten überzeugen. . Fazit: Eindringlich in seiner Aussage, spannend geschrieben und erschütternd in der Konsequenz. © 2017 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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