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Rezension zu
Die wundersame Reise eines verlorenen Gegenstands

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sensible Poesie der dunklen und hellen Seiten der Liebe

Von: Michael Lehmann-Pape
27.04.2017

Was passiert im weiteren Leben mit einem Kind, dass verlassen wird, ohne das zu verstehen? Der Mensch beginnt, Barrieren zu bauen. Weniger gegen das „Verlassen an sich“, sondern vor allem gegen das, was den Schmerz verursacht. Überhaupt jemandem so nahe zu kommen, dass ein Verlassen überhaupt passieren könnte. Und allein schon, wenn der Leser jenen Bahnangestellten Michele, der im Haus der Eltern einfach wohnen geblieben ist, der den Job des Vaters einfach übernommen hat, dabei begleitet, wie er seine abendliche Brühe herrichtet (und ahnt, dass dies jeden Abend unverändert in gleicher Form passiert, dann entsteht ein wehmütiges Mitleid, das von der ersten Seite an den Leser gefangen nimmt in diesem Universum, in dem die Liebe außen vor bleiben soll, damit auch das ganze Leben nicht wirklich stattfindet und sich doch alles um die Liebe dreht. In ihrer schmerzlichen, aber auch in ihrer süßen Form. Denn die geregelte Einsamkeit des menschenfern lebenden Michele wird jäh unterbrochen, als es laut an der Tür klopft eines Abends. Die junge Elena sucht eine Puppe, die sie im Zug vergessen hat. Und findet diese. Und Michele dazu. Wobei, nicht nur Elena tritt in sein Leben (und wird zu einer Herzensfrau im Geheimen zunächst). Auch das Abenteuer tritt hinzu. Denn auch die zweite,eigentliche, wichtige, zentrale „Frau des Lebens“ scheint ein Zeichen gesendet zu haben. Micheles altes Tagebuch liegt einige Tage nach seiner Begegnung mit Elena verloren im Zug, als Michele seinen Feierabendkontrollgang macht. Die Haltestellen des Zuges sind überschaubar. Elena (die eine intensive Beziehung zu ihrer Schwester pflegt, was aber auch mit Hintersinn sich später erstaunlich für den Leser darstellen wird) ergreift die Initiative. Die Mutter muss gesucht und gefunden werden. Zum ersten Mal nimmt Michele Urlaub, zum ersten Mal seit Langem glimmt ein Funke Hoffnung in ihm. Was die Mutter angeht, aber auch, was die Liebe angeht. Dies ge4ht nun tatsächlich etwas schnell im Buch. Nicht der „Vollzug“, wohl aber die Intensität der Gefühle dieser „Liebe auf den ersten Blick“, die nicht ausgesprochen wird und daher beim je anderen nicht als „erwidert“ ankommt (zunächst). Das aber stört das Empfinden nur kurz, denn mit solcher emotionaler Kraft und doch wie auf Zehenspitzen sensibel erzählt Basile von der Suche nach der Mutter (und damit nach innerer Heilung) und vom Finden zueinander. Für dass sich Basile und seine Protagonisten Zeit nehmen und gründlich schauen. Auf die Welt außerhalb des Hauses am Bahnsteig. Aufeinander. Auf das, was ein Leben zum Leben macht und eben nicht nur „funktionieren“ und „sich verstecken “ vor möglichem Schmerz ist. „Ein flüchtiger Moment nur – aber es schien doch, als habe er in ihrem Blick Liebe gesehen“. Was kitschig sein könnte (und ist) und dennoch eingebunden in die feinfühlige Sprache des Buches nicht wie Zuckerwatte klebt, sondern luftig und interessant bleibt. Vor allem, weil es kein einfaches und allzu glattes Ende nehmen wird, sondern die Entwicklung des Menschen vom Kind zum Mann im Mittelpunkt steht, nicht die wundersame Erfüllung auch noch so tiefer Wünsche. Bis dahin, die Vergangenheit frei geben, „auf Reisen“ schicken zu können. Wunderschön zu lesen und emotional dicht bietet der Roman eine weitgehend hervorragende Lektüre mit leichte Längen hier und da und einigen zu konstruiert wirkenden Begebenheiten.

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