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Rezension zu
Aus hartem Holz

Erst wenn der letzte Baum gerodet...

Von: Elke Heid-Paulus
18.04.2017

Fast 900 Seiten umfasst der neue Roman „Aus hartem Holz“, in dem Annie Proulx ihre Geschichte vom allmählichen Verschwinden der nordamerikanischen Wälder erzählt, ausgelöst durch die Gier und das skrupellose Profitstreben der Menschen, die sich buchstäblich den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Dreihundert Jahre lang beobachtet sie das Schicksal zweier Familien, deren Geschichte im Jahr 1693 ihren Anfang nimmt. Zwei junge Franzosen, René Sel und Charles Duquet, wollen in der Fremde ihr Glück machen und wandern nach Neufrankreich, heute Kanadas Osten, aus. Dort gibt es Wälder soweit das Auge reicht, ein Schatz, der nur darauf wartet, von den Holzhändlern gehoben zu werden, was allerdings nur dann klappt, wenn man ein Waldstück sein eigen nennen kann. Und genau dies wird den beiden Einwanderern versprochen. Sie müssen sich zu drei Jahren harter Arbeit als Holzfäller verpflichten, aber danach werden sie mit einem Stück Land entlohnt werden. Sel leistet seine Verpflichtung ab, heiratet auf Anweisung seines Dienstherren dessen indianische Geliebte, wird sesshaft, zeigt aber keinerlei Initiative, etwas aus seinem Leben zu machen. Zwar schuftet er unermüdlich, kommt aber nicht auf den sprichwörtlichen grünen Zweig. Duquet hingegen hat einen Riecher fürs Geschäft und große Pläne, weshalb er schon vor Ablauf des Kontrakts verschwindet, seinen Namen in Duke ändert und eine Firma gründet, die sich im Lauf der Jahre zu einem riesigen Imperium entwickelt, das auch seinen Nachkommen noch ein gutes Auskommen beschert. Das Schicksal dieser beiden Familien ist immer eng mit dem Wald verknüpft und wird von der Autorin von den Anfängen Ende des 17. Jahrhunderts bis in die Gegenwart beschrieben. Dabei zeigt sie im Kleinen das Große, die gesellschaftlichen Veränderungen, das Verlangen nach Profit und Fortschritt, rücksichtslos ausgetragen auf dem Rücken der Wälder. Und diejenigen, die mit der Natur im Einklang leben und sich an diesem Raubbau nicht beteiligen wollen, bleiben schlussendlich auf der Strecke. Annie Proulx war schon über 50 Jahre alt, als sie mit dem Schreiben von Romanen begann. Sie lässt sich Zeit für ihre mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Bücher, was mit Sicherheit auch deren Qualität erklärt. Und da macht auch ihr neuestes Werk keine Ausnahme, das sich durch eindringliche Naturbeschreibungen und starke, detailliert ausgearbeitete Charaktere auszeichnet. Natürlich weiß man, wohin die menschliche Profitgier führen wird, die schonungslos über Jahrhunderte die Wälder ausbeutet und schlussendlich zerstören wird. „Aus hartem Holz“ ist ein leidenschaftliches Plädoyer für den rücksichtsvollen und verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Ein Thema, das der Autorin sehr am Herzen liegt, die diesen Sommer ihren 82. Geburtstag feiert und uns hoffentlich noch viele weitere Romane dieser Qualität beschert.

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