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Rezension zu
Durch Mauern gehen

Vier Tage lang blutige Rinderknochen schrubben – über die Autobiografie von Marina Abramović

Von: Moony
13.04.2017

Wie für die meisten Menschen, war Performance-Kunst für mich bisher ein Rätsel. Ich kannte Marina Abramović bisher nur durch ihre Performance „The Artist is present“, die sie 2010 im MoMa New York aufführte. Sie saß im langen Kleid an einem Tisch und jeder Museumsbesucher durfte sich ihr gegenüber setzen. Die Bilder der Performance hatten etwas Magisches. Doch was diese Magie ausmachte, verstand ich erst als ich ihre Autobiografie las, die im Herbst 2016 zu ihrem 70. Geburtstag erschien. Als ich das Buch in den Händen hielt, war ich überrascht über seinen Umfang. Das gebundene Buch umfasst 465 Seiten. Die Schrift ist angenehm zu lesen (daher auch der Umfang) und es gibt zwei Abschnitte mit farbigen Bildern aus ihren Projekten und Arbeiten. Zwischendurch lockern Fotos von Partnern, Familie und Freunden den Text auf. Fängt man an zu lesen, wird man schnell in das Buch gesogen. Es liest sich wie ein Roman und ich war des Öfteren sprachlos, was sie alles erlebt hat (sowohl Gutes, als auch Trauriges). Da sich das Buch von der ersten Seite an flüssig liest, hat es mir auch nur wenig ausgemacht, dass ein Viertel des Buches nur über Marinas Kindheit handelt und damit wenig Bezug zur Kunst hat. Dafür darf man im restlichen Buch Marina bei der Arbeit über die Schulter schauen und ist ganz nah bei ihrer Entwicklung und ihren Kunstwerken dabei. Man merkt schnell, dass Marina Abramović zwar oft sehr radikal vorgeht, jedoch haben all ihre Werke tiefe philosophische, spirituelle oder gesellschaftliche Hintergründe bzw. Gedanken. Ihre Performance Balkan Baroque, bei der Marina auf einem Haufen blutiger Rinderknochen saß, war eine verstörende Scheußlichkeit, doch die Realität im Balkan war zu jener Zeit noch viel schrecklicher und die Performance ein Spiegelbild des Wahnsinns (vgl. S. 306). Marina möchte mit ihren Performances Gefühle und Gedanken mit der Welt teilen und ihre Bewohner wachrütteln, denn häufig haben wir die Beziehung zu uns selbst und unserer Umwelt verloren. Die Autobiografie zeigt die Hintergründe und die Entwicklung ihrer Kunst. Für die Performance Balkan Baroque bekam Marina Abramović 1997 den Goldene Löwen als Auszeichnung für die Beste Künstlerin der Biennale in Venedig. Ich hatte nie das Gefühl, dass Marina bereits ihren 70. Geburtstag gefeiert hat, weil sie so motivierend und voller Energie ihre bisherigen Arbeiten und ihre zukünftigen Projekte beschreibt. Sie zeigt durch ihre Arbeit auf, dass es wichtig ist, sich mit seinem Innenleben und seinen eigenen Ängsten zu beschäftigen und sich ihnen zu stellen. Es ist eine Autobiografie, die sehr persönlich geschrieben ist und die dem Leser viele Gefühle spiegelt und somit zum Denken anregt und vielleicht den ein oder anderen motiviert, seinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn er nicht leicht zu meistern ist. Nicht zuletzt lässt sie einen begreifen, was Performance-Kunst ist und warum sie ein wichtiger Teil der bildenden Künste ist. Ich habe diese Autobiografie gelesen, um ein besseres Verständnis für Performance-Kunst zu gewinnen. Gewonnen habe ich Motivation und viele Erfahrungen. Diese Autobiografie geht ins Herz und zeigt das Leben einer ungewöhnlich starken Frau. Ich empfehle sie allen, die sich mit Kunst beschäftigen und einen Einstieg zu Performance-Kunst suchen (neben Sachliteratur). Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen.

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