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Rezension zu
DEMUT

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Im besten sprachlichen Schwung

Von: Michael Lehmann-Pape
28.03.2017

Von der ersten Seite an ist zumindest klar, dass Mats Olsson gut daran getan hat, von den einzelnen Reportagen als Journalist auf das Format eines Romans “umzusteigen“. Locker, leger im Ton, mit trockenem Humor bis hin zum leichten Zynismus, mit einem lebendigen, intensiven Gespür für die Figuren, gleichermaßen Männer wie Frauen (eine „Augenweide“, dieser abgehalfterte Musiker, der glaubt, den „Blues zu haben“, wie auch die Kommissarin, die flüchtige und doch stringente, vor allem gern „unartige“ Eva, eine zufällige Bekanntschaft des Journalisten a.D. Harry Svensson, wegen der er überhaupt nur in Malmö ist. Alle Figuren trifft Olsson traumwandlerisch sicher in ihrer Atmosphäre, ohne zu sehr ins Stereotype abzugleiten. Dafür sorgt schon das „prickelnde“ Element der Vorlieben der Hauptfigur, mit der er bei weitem nicht alleine steht („Fifty Shades“ lässt am Rande grüßen). Dass dann im gleichen Hotel nach einem sehr missglückten Versuch mit einem Feuerwehrhelm Svensson den (wie immer) betrunkenen Musiker Tommy Sandell in dessen Hotelzimmer findet (die Tür steht zufällig (?) offen) und neben diesem eine unbekannte, vollständig bekleidete Tote, das bringt dann aber eine ganz andere Reihe von Geschehnissen in Schwung, als die, die Svensson im Sinn hatte, als er jene Eva in Malmö besuchte. Wobei sowohl ihm wie, vor allem, dem Leser lange Zeit unklar ist, was da überhaupt abgeht. Wer genau den komatösen Sandell im Bett noch zugedeckt hat, wer die Tote ist und warum diese in jenem Zimmer mit Sandell landete. Fragen, bei denen sich Svensson auf eine interessant sich entwickelnde Bekanntschaft mit der ermittelnden Kommissarin stützten kann. Wobei das Interessante daran nicht nur die mageren Erkenntnisse zum Fall sind, sondern von Beginn an (du auch das bestens hintergründig geschrieben) noch ein Funke zu erkennen ist, der vielleicht dazu führen könnte, dass Svensson das Gerät in seinem Gitarrenkoffer doch noch (mit Schwung) zum Einsatz bringen könnte. Olsson liefert dabei einen Kriminalroman ab, bei dem es (selten) tatsächlich nicht wichtig ist, dass die eigentlichen Spannungs- und Ermittlungsmomente erst sehr viel später wirklich Raum einnehmen. So anregend und flüssig schreibt er, dass es eine wahre Freude ist, Harry Svensson zunächst „im ganz normalen Leben“ (was so „normal) nicht unbedingt nun ist) zu begleiten und dabei langsam das Terrain zu erkunden, die vielfachen Charaktere auf sich wirken zu lassen, um dann, bestens gerüstet, sich dem Geheimnis des Mörders und jene ominösen Emails zu nähern, mit denen Harry immer wieder auf Spur gehalten und auf Spuren gebracht wird. Rundweg eine Empfehlung.

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