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Rezension zu
Die Zerbrechlichkeit der Welt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Hoffnungen sind zerbrechlich

Von: Bookmarked
24.03.2017

Die Geschichte spielt zur Zeit der Tokioter Prozesse nach dem 2. Weltkrieg und verwebt das Schicksal von drei sehr unterschiedlichen Protagonisten. Darunter den niederländischen Richter Brink, der als einer der 11 Richter in den Prozessen gegen die Verantwortlichen der japanischen Armee und Regierung fungiert, Michiko eine japanische Sängerin, die im Krieg ihre Eltern verlor und nun in den Ruinen ihrer Heimat ums Überleben und eine bessere Zukunft kämpft und zuletzt den versehrten japanischen Kriegsveteran Hideki, den die traumatischen Erlebnisse an der Front stark belasten und der aufgrund seiner Verletzung nur schwer einen Weg zurück ins Leben findet. Mein Eindruck: Der Autor fängt die sehr bedrückende Stimmung der Nachkriegszeit hervorragend ein. Tokio ist in weiten Teilen zerstört, viele haben ihre Familien und all ihr Eigentum verloren, sind obdach- und arbeitslos, insbesondere in den Städten leidet die Bevölkerung Hunger. Gleichzeitig ist das Land von den Siegermächten besetzt, die zwar beim Wiederaufbau helfen, ihre Machtposition aber auch oft genug gegenüber der mittellosen Bevölkerung ausnutzen. Insbesondere die Ansichten und Sorgen der Einheimischen konnte mir der Autor verständlich näherbringen. Die Angst, dass der Wideraufbau durch westliche Besatzungsmächte auch einen Verlust an japanischer Kultur zur Folge hat, der große Stolz der Japaner, der es sehr schwer macht, die Niederlage im Krieg überhaupt zu akzeptieren. Wie der Autor so schön sagte befindet sich die Bevölkerung im Krieg, nach dem Krieg, der auf ganz andere Weise grausam ist. Es werden dabei ganz tolle Gedanken zum Krieg im Allgemeinen und zu kulturellen Unterschieden aufgeworfen, sodass ich mir während des Lesens viele Passagen markieren konnte. Die Protagonisten waren mir alle drei sehr nah und ich habe ihr Schicksal mit viel Interesse verfolgt und vor allem ihr Leid geteilt. Insbesondere kulturell bedingte Missverständnisse durch Besonderheiten in der Kommunikation oder durch völlig unterschiedliche Wertvorstellungen waren sehr gut herausgearbeitet und die daraus resultierenden Konflikte ließen sich nicht einfach aus der Welt schaffen. Entsprechend empfand ich das Buch als gut recherchiert und erhielt den Eindruck, dass sich der Autor mit der japanischen Kultur auskennt. Die Erzählweise ist sehr sanft und leise, was das zum Teil unerträgliche Leid der einzelnen Personen für mich noch bedrückender machte und dem Buch insgesamt eine sehr traurige Stimmung gibt, die man mögen muss. Trotz der grausamen Schicksalsschläge wird der Autor in seiner Erzählweise nie dramatisch oder effektheischend, sondern verbleibt in seiner klaren und ruhigen Sprache. Auch das Ende konnte mich überzeugen, weil es die Geschichte zu einem sehr passenden Abschluss bringt und nicht versucht den Leser glücklich zu machen. Durch dieses Buch habe ich außerdem etwas über den Japanisch-Chinesischen Krieg und die Tokioter Prozesse gelernt. Ein Thema von dem ich vorher kaum etwas wusste und mit dem ich mich nun weiter beschäftigen möchte. Eine Empfehlung an alle, die der Kriegsthematik nicht generell abgeneigt sind, ruhig erzählte Bücher mit einer traurigen Stimmung mögen und sich für die japanische Kultur interessieren.

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