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Rezension zu
Meinen Hass bekommt ihr nicht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Triumph über den Terror

Von: Biografien-Blog Eulengezwitscher
17.02.2017

Hélène tanzt in den Tod. Die junge Mutter stirbt im Bataclan in Paris. Terroristen nehmen ihr das Leben. Zurück bleiben ihr kleiner Sohn Melvil und ihr Mann Antoine. Antoine hat seine Frau verloren. Gewinnen will er ihre Mörder nicht lassen. „Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes", schreibt er bei Facebook, „aber meinen Hass bekommt ihr nicht.“ Antoine Leiris hat diesen Brief kurz nach dem Attentat geschrieben. Terroristen hatten am 13. November 2015 im Pariser Club Bataclan 89 Menschen getötet, darunter auch Hélène. Der millionenfachen Klick-Anteilnahme in den Sozialen Netzen folgt jetzt die Geschichte hinter dem Brief: Ein gleichermaßen intimes wie literarisches Tagebuch vom Start in das Leben nach dem Terror. Dieses Hörbuch sollten alle hören, die vor einem Jahr den entwaffnenden Brief gelikt, geteilt, übersetzt oder kommentiert haben. Denn es ist etwas anderes, dem Terror rhetorisch die Stirn zu bieten, als lebenslang mit seinen Folgen leben zu müssen. Hélène, die im Bataclan gestorben ist, wird ihrem Sohn nie wieder vorlesen können und sie wird ihren Mann nie wieder küssen. Was das Buch noch eindrücklicher vermittelt als der Brief oder als tagelange Sondersendungen nach bestürzenden Anschlägen: Terror trifft nicht nur eine Lebensweise, ein Land, oder irgendwelche Leute Es trifft Menschen mit Familien und Freunden. Es kann mich treffen - oder Dich. Bedrückend detailliert beschreibt Antoine Leiris die quälenden Stunden der Ungewissheit nach dem Anschlag und die ersten schrecklichen Tage mit der bitteren Wahrheit. Immer wieder streut er Erinnerungen an Hélène ein, die sie im Laufe des Hörbuches unnatürlich lebendig wirken lassen. Je enger man sie kennen lernt, desto schmerzhafter und eindringlicher ist ihr gewaltsamer Tod. Antoine Leiris kontrastiert den Ausnahmezustand mit den unausweichlichen Alltagsroutinen: Melvil will gefüttert und gewickelt werden, der Gasmann will den Zähler ablesen und so weiter und so fort. Auch nachdem die Weltgeschichte ihren Blick von Paris wieder auf andere Schauplätze des Schreckens richtet, müssen Antoine Leiris und sein Sohn mit ihrem Schicksal leben. Umso beeindruckender ist sein Vorbild, sich dem Terror auch emotional nicht zu beugen. "Ihr wollt, dass ich Angst habe, dass ich meine Mitbürger mit misstrauischem Blick betrachte, dass ich meine Freiheit der Sicherheit opfere. Verloren. Der Spieler ist noch im Spiel." Und doch geht von diesem Buch in seiner schonungslosen Intimität und Detailtreue eine gewisse Gefahr aus: Manche erschütternde und bewegende Momente bewirken gerade das, was Leiris überwinden will: Das Gefühl von Angst und mitfühlender Ohnmacht. Aber überwunden werden kann eben nur, was da ist. Und das gilt auch für Angst und Ohnmacht...

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