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Rezension zu
Ein Kleid aus Staub

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Märchenhafter Reihenauftakt

Von: Ricarda Scola aus Essen
09.05.2014

Inhalt: Kansas, 1935: Callie Le Roux lebt in einem verstaubten, halbverlassenen Ort mit dem Namen „Slow Run“. Ihre Mutter und sie führen ein großes Hotel, das im Grunde niemand mehr besucht. Obwohl Callies Staublunge immer schlimmer wird, weigert sich ihre Mutter, diesen einsamen Ort zu verlassen, da ja immer noch die geringe Chance besteht, dass ihr Mann eines Tages zurückkehren könnte. Callie begreift, dass sie sterben wird, weil ihre Mutter wahnsinnig ist. Als diese sie dann dazu auffordert, auf dem Klavier ihres Vaters zu spielen, lässt sie all ihre Wut über die Ungerechtigkeit ihres Lebens in die Musik einfließen und beschwört damit den größten Staubsturm herauf, den die Welt je gesehen hat… Eigene Meinung: „Ein Kleid aus Staub“ von Sarah Zettel ist eines dieser Bücher, bei denen ich überhaupt keine Vorstellung davon hatte, was mich erwartet. In diesem Fall ein sehr glücklicher Umstand, wurde ich so doch durchweg positiv überrascht. Der ganze Roman liest sich wie ein Märchen und wenn man diesen auch als solches betrachtet, hat man gar keine Probleme. Bücher, die mit „Es war einmal…“ beginnen, bringen in mir immer eine Saite zum Klingen, die mich auch dieses Mal dazu gebracht hat, die ersten 100 Seiten förmlich zu verschlingen. Callie erzählt ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive; ihrem Alter entsprechend in einer sehr jugendlichen Sprache mit einer leicht naiven Art. Auch wenn die Beschreibungen gewiss keine künstlerischen Meisterwerke sind, fühlt man sich doch sogleich in das verstaubte Kansas der 50er Jahre zurückversetzt. Ausgewählte Songtexte zieren die Kapitel, die zusätzlich auch noch einen stets passenden deutschen Titel haben. Callie ist ein sympathisches junges Mädchen, das es wirklich nicht leicht hat. Ihr Vater ist kurz nach ihrer Geburt verschwunden, ihre Mutter klammert sich bar jeder Logik an seine Versprechen und das alles in einem Ort, der langsam zu Grunde geht. Sie haben kein Geld und die Staublunge bringt sie langsam aber sicher um. Zudem ist Callie theoretisch zur Hälfte schwarz, was sie in der damaligen Zeit zu einem nicht-vollwertigen Menschen macht. Zum Glück hat sie die helle Haut der Mutter geerbt, die sie stets vor der Sonne schützt. Jack ist ein Streuner, ein sogenannter „Hobo“. Callie befreit ihn aus dem hiesigen Gefängnis, in dem man ihn zurückgelassen hat als der Staubsturm eingesetzt hat. Je nach Situation mimt er entweder den Klassenclown oder harten Kerl. Er hat viel erlebt und dementsprechend viele Geschichten zu erzählen. Auch wenn die Charaktere einen Hintergrund haben, bleiben sie im Allgemeinen recht flach. Bedenkt man aber den Märchen-Charakter dieser Geschichte, ist das eigentlich ziemlich passend. Mich hat es jedenfalls nicht gestört, vor allem weil einfach so viel passiert. Geschichten über das schöne Volk erreichen oft ein unglaublich seltsames Level, was hier nicht unbedingt anders war, aber irgendwie hat Frau Zettel das einfach besser verkauft. Vielleicht lag es daran, dass es diesmal aus der Sicht einer Fee erzählt wird, anstelle von einem armen Menschen, der in die Fänge der "Anderen" gerät, oder daran, dass die Autorin die Fähigkeiten so gut beschrieben hat - jedenfalls war es verständlich, passend und unterhaltsam. Manch einer mag bemängeln, dass in dieser Geschichte gleich mehrere Mythen verarbeitet werden, aber gerade dieser Aspekt machte das Ganze so unvorhersehbar. Es war einfach ALLES möglich! Es hätte mich nicht mal gewundert, wenn Callie und Jack plötzlich in Oz gelandet wären. Eine Liebesgeschichte gibt es nicht wirklich. Callie erwähnt zwar in einer Szene, dass Jack der erste Junge sein könnte, den sie anders sieht, aber das war es auch schon. Im Großen und Ganzen geht es um Freundschaft und ihre Grenzen. Inwieweit kann man jemanden unterstützen, ohne sich selbst aufzugeben? Wann ist es gerechtfertig, seine eigenen Ziele zu verfolgen, auch wenn man damit den Anderen verletzt? Diese Fragen empfand ich stellenweise doch als sehr präsent. Das Cover ist im Großen und Ganzen nichts Besonderes, aber dennoch ein Hingucker. Ich find das einfach so toll gemacht, dass das Kleid in den Staub übergeht! Fazit: Sarah Zettels "Ein Kleid aus Staub" ist ein vielversprechender Reihenauftakt. Das Buch hat seinen ganz eigenen Charme, auf den man sich einfach einlassen muss. Findet man sich mit dem Märchen-Charakter der Erzählung ab, kann man auch gut darüber hinwegsehen, dass die Autorin oft nicht ganz so ins Detail geht und die Figuren relativ blass erscheinen. Dafür ist einfach alles möglich und jedes Kapitel birgt ein neues Abenteuer. 4/5 Bücher!

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