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Rezension zu
Plötzlich Rabenmutter?

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

"....bleib du mir mein Kind, ich bleibe dir deine Mutter..."

Von: 100.geschichten
17.02.2017

In ihrem Buch „Plötzlich Rabenmutter“ setzt sich die Autorin Lisa Frida Cossham mit der großen Schuldfrage auseinander, ob man als Frau und Mutter seine Familie für eine neue Liebe verlassen darf. Getreu nach dem Stigma der Gesellschaft „Schuld ist, der geht.“ beleuchtet Cossham unsere – doch sehr veralteten Wertevorstellungen. Das über 200 Seiten umfassende Buch ist eine Mischung aus Sachbuch und biografischen Erfahrungsberichten, welche die Autorin auch schon als Kolumne für die SZ verfasste. Es beschreibt die Trennung und das Verlassen der Familienwohnung, in der der Vater und die beiden gemeinsamen Töchter zurückbleiben. Sie teilen sich die Betreuung der Kinder wochenweise auf und leben das Wechselmodell. Sie schreibt: „…während das Wechselmodell eine Aufwertung für den Vater darstellt … bedeutet es für die Mutter eine Abwertung.“ Lisa Frieda Cossham zeigt in ihrem Buch auf, dass für Kinder nicht das Modell entscheidend ist, ob sie eine glückliche Kindheit erleben, sondern dass die Eltern erhalten bleiben. Wenn beide Elternteile gut mit den neuen Umständen umgehen, fällt es auch den Kindern leichter, dass neue Leben zu akzeptieren. Neben den persönlichen Erfahrungen erfährt der Leser viel Wissenswertes über Mutterleitbilder, Statistiken und Umfragen zu Trennungsfamilien und neuen Familienmodellen. Fazit: Ich muss sagen, dass ich unter dem Titel „Plötzlich Rabenmutter“ eine Mutter erwartet habe, die nicht nur ihre Familie verlassen hatte, sondern auch ihre Kinder im Stich lässt. Doch das tut sie nicht. Für mich ist es in diesem Fall eine gleichberechtigte Aufteilung der Erziehungsarbeit, wie es in der funktionierenden Beziehung davor auch schon war. Es haben sich lediglich die Räume & Zeiten verändert. Das Wort „multilokal“ trifft es am Besten. Die Töchter wachsen liebevoll betreut an zwei unterschiedlichen Orten auf – wöchentlich wechselnd. Den inneren Konflikt der Autorin kann ich dennoch sehr gut nachvollziehen. Der öffentliche Druck eine Supermutter und Ehefrau zu sein die gleichzeitig im Job ebenfalls Superwoman zu sein hat, ist in der heutigen Leistungsgesellschaft sehr hoch. Wenn man dann auch noch das perfekte Bild durch eine Trennung zerstört, katapultiert frau sich in die Außenseiterliga auf die Reuebank. Da sie dies scheinbar freiwillig so wollte, hat sie bitteschön auch kein Recht auf negative Gefühle wie Wut, Trauer, Zweifel und Ängste. Ich persönlich erlaube mir den Gedanken, dass die innerliche Zerrissenheit der Autorin nicht so stark ausgeprägt wäre, wäre der Trennungsgrund keine neue Liebe gewesen, sondern das Scheitern der Ehe mit all ihren Problemen ohne Einfluss eines Dritten. Nach vielen Phasen des Reflektierens und der Abschiedsverarbeitung kommt die Akzeptanz der Realität und die Neuausrichtung – dies geschieht bei jedem Menschen individuell und es freut mich am Ende folgenden Satz zu lesen: „Mitten in der Trauer darüber, zu viert gescheitert zu sein, habe ich mich als Frau und Mutter emanzipiert …“ Diese Erkenntnis wünsche ich allen Müttern, die den Mut hatten nicht in einer unglücklichen Ehe zu bleiben, um der immer noch moralisch bornierten Gesellschaft gerecht zu werden. Sondern die ihren eigenen Weg gehen und die Kinder liebevoll und fürsorglich im Blick behalten und ihnen trotz allem eine wundervolle Mutter und auch Vorbild sind.

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