Rezension zu
Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken
Honoré de Balzac: Von Edelfedern, Phrasendreschern und Schmierfinken
Von: Birgit BöllingerWas „La Comédie humaine“ im großen Ganzen zugrunde lag, das wandte Balzac auch auf einen Text an, der 1843 erschien: „Die Monographie de la presse parisienne“. Rudolf von Bitter, Kulturchef beim BR, hat diese Mischung aus Satire, Pamphlet und Essay erstmals ins Deutsche übersetzt, erschienen ist der Text, ergänzt durch Balzacs „Brief an die französischen Schriftsteller“ und weitere Beispiele, die sein prekär-streitbares Verhältnis zu Kollegen und Kritikern beleuchten, 2016 beim Manesse Verlag. Balzac war ein temperamentvoller und empfindlicher Mensch: Und so ist seine Monographie eine bissige Abrechnung mit Journalisten, eine Presseverurteilung der literarisch gehobenen Art, gespeist wohl auch von einer inneren Wut. Rudolf von Bitter ordnet in seinem umfangreichen Nachwort die Polemik – „eine systematische und systematisch verunglimpfende Streitschrift gegen „die Journalisten“, gegen „die Presse“, mit einer Anordnung einzelner Charaktertypen wie im Biologiebuch, nach dem Vorbild von Carl von Linné mit seinen Rangstufen von Klasse, Ordnung, Gattung, Art und Varietät, voll ausgesuchter und offenbar über die Jahre aufgesammelter Einfälle und Wortspiele“ – sachlich ein und zeigt auf, in welche Fehden mit der Feder sich Balzac im Laufe seines Lebens begab. Sein Hinweis, beim Lesen des Textes Verständnis für die Nöte Balzacs mit den dargestellten Typen zu haben, ist wichtig – auch mit dem Blick auf die Medienlandschaft heute. Auch wenn man bei manchem Absatz schmunzeln und an die eine oder andere Figur aus dem aktuellen Medienbetrieb denken mag: Balzacs Text ist eine subjektive, aus persönlichen Erfahrungen und Verletzungen gespeiste Polemik.
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