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Rezension zu
Belgravia. Zeit des Schicksals

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Willkommen in der schillernden Welt von Belgravia

Von: Poesielos
03.02.2017

Manche Epochen faszinieren ungemein und das viktorianische Zeitalter gehört da definitiv zu. Sei es wegen der Kleidung, dem industriellen Wandel, der Standesunterschiede, die sich allmählich verringern… das 19. Jahrhundert ist voll mit spannenden Facetten. Genau in diese Zeit nimmt Julian Fellowes den Leser in seinem Roman Belgravia mit, der hauptsächlich im gleichnamigen Londoner Stadtteil angesiedelt ist. Die Geschichte folgt zwei Familien, den Trenchards und Brockenhursts. Beide Familien könnten nicht unterschiedlicher sein: Die Trenchards sind eine im Aufstieg begriffene Kaufmannsfamilie, während die Brockenhursts eine alte britische Adelsfamilie sind. Das erste Mal kreuzen sich die Geschicke der beiden Familien beim legendären Ball der Herzogin von Richmond am 15. Juni 1815, der nur wenige Tage vor der Schlacht bei Waterloo gegeben wird. Die Ereignisse an diesem Tag holen die Familien gut fünfundzwanzig Jahre später bei einer zufälligen Begegnung von Anne Trenchard und Lady Brockenhurst beim Tee wieder ein und stellen vieles auf den Kopf. Sechs Staffeln lang habe ich unheimlich gerne die Schicksale der Crawley Familie sowie ihrer Bediensteten in Downton Abbey verfolgt und war doch traurig, als die Serie beendet wurde. Umso schöner, dass von Fellowes ein Roman mit ähnlichen Thematiken erschienen ist! Belgravia geht dabei zwar etwas weg von der Formel, die Geschehnisse in der Familie und im Dienstbotentrakt zu zeigen, aber die beiden Familien reichen so bereits für ordentliches Drama aus. Denn: Der ganze Roman dreht sich um ein Geheimnis, dass eigentlich keines ist. Nur dank falschen Entscheidungen, Missverständnissen, Intrigen und und und bauscht es sich unnötig auf und braucht einiges an Seiten, um wieder entwirrt zu werden. Als Leser ist das teilweise sehr anstrengend, weil man die ganze Zeit über mehr weiß als die Protagonisten. Für mich ist das mit einer der größten Minuspunkte an Belgravia, denn es kommt einfach keine Spannung auf. Die Geschichte bleibt konstant vorhersehbar und ich wollte die meiste Zeit die Protagonisten nur schütteln. Die beiden Frauen, Anne Trenchard und Charlotte Brockenhurst, machen da Gott sei Dank mit ihrer herrlichen Art wieder einiges wett. Allgemein machen die weiblichen Charaktere in diesem Roman viel mehr Spaß als die männlichen! Denn obgleich die sozialen Gegebenheiten ihnen häufig die Hände binden, finden sie trotzdem eine Möglichkeit sich zu behaupten und ihren eigenen Weg zu gehen. Fellowes‘ Schreibstil wirkt auf den ersten paar Seiten vielleicht noch etwas sperrig, aber ist der beschriebenen Zeit absolut angemessen und man gewöhnt sich schnell daran. Vor allem die Standesunterschiede werden durch die gewählte Sprache noch einmal deutlich verstärkt, ebenso wie die unterschiedlichen Generationen innerhalb der Familien. Belgravia bietet zwar keine großen Überraschungen, der Einblick in diese ganz eigene Welt innerhalb der 1840er ist Fellowes dennoch gut geglückt und man fiebert mit den Protagonisten dem glücklichen Ende entgegen. Ich hätte mir gewünscht, dass man vielleicht noch etwas mehr vom sozialen Leben außerhalb der Familie sieht und die Dienstboten etwas mehr in den Hintergrund treten… Tatsächlich glaube ich fast, dass diese Geschichte als Film besser funktionieren würde. Für einen grauen Sonntag ist diese kurze Reise ins viktorianische Belgravia aber absolut perfekt.

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