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Rezension zu
Die Unvollkommenheit der Liebe

Die wunderbare Banalität des Lebens

Von: Lavender
12.01.2017

Dieses Buch hat mich gleich von den ersten Seiten an gefesselt. Zu meiner eigenen Überraschung. Lucy Barton ist in tiefer Armut aufgewachsen. In ihrer Familie gab es keine großen Gefühlsbezeugungen. Als erwachsene Frau liegt sie nach einer Blinddarmoperation wegen einernysteriösen Infektion 9 Wochen lang im Krankenhaus. Es sind die 80iger Jahre. Ihr Mann und ihre Töchter können sie nur selten besuchen. Aber eines Tages sitzt ihre Mutter, die sie lange nicht gesehen hat, an ihrem Bett. Ganze 5 Tage rührt sie sich kaum von ihrem Stuhl. Sie sprechen über Nichtigkeiten, ihre Mutter erzählt ihr Klatsch und Tratsch aus der provinziellen Heimatstadt. Alles ungut endende Geschichten. Frauen, die ihre Männer verließen, oder verlassen wurden und irgendwie nie glücklich wurden. Nur die wirklich wichtigen Dinge, die sprechen Mutter und Tochter nie an. Elizabeth Strout ist eine hochgelobte Autorin. Ich war ein wenig skeptisch aber auch neugierig, ob sie mir liegt. Ich weiß nicht, ob ich noch weitere Bücher von ihr lesen möchte, zu Eigen war doch ihr Stil. Aber ich bin froh, dass ich dieses Buch gelesen habe. Denn es hat mich definitiv aus meiner Komfortzone herausgeholt. Ich empfand ihre Sprache als sehr einlullend, sehr geschmeidig und geschliffen. Sie sagt wenig, das Buch ist sehr kurz. Aber alle kleine Geschichten, viele kurze Bemerkungen sind sehr vielschichtig und auf eigene Weise eloquent. Denn wirklich wichtige Dinge werden nicht ausgesprochen. Eine Dinge, die Lucy passiert sein können, bleiben wage. Unwichtige kleine Geschichten werden erzählt, aber das essentielle bleibt ungesagt. Lucys Mutter kann nicht sagen, dass sie sie liebt. Das bekommt sie nicht ausgesprochen. Warum das so ist, erfahren wir nicht, aber ein Universum an Gründen ist möglich. Das Buch mäandert vor sich hin. Es ist kurz, nur knapp mehr als 200 Seiten. Dabei wird so nebenbei Lucys Leben skizziert. Aber vor allem ihre Kindheit ist wichtig. Wobei da so vieles nicht ausgesprochen wird sondern seinen Gegenpart in etwas in ihrem Erwachsenenleben wiederfindet. Hier wird der wundervollen Banalität des normalen Lebens gehuldigt, denn sie lässt uns die schlimmen Dinge, die passiert sind, ertragen. Menschen, denen Lucy begegnete und die ihr Leben prägten, werden in wenigen Worten so plastisch umschrieben, das ist wirklich eine Kunst. Wer gerne ein gradliniges Buch mit einer ordentlich umrissenen Handlung lesen möchte, ist hier verkehrt. Ich empfand dieses Buch als überraschend anders, in seiner Knappheit und wagen Erzählung aber sehr tiefgründig und nachhaltig. In wenigen Worten und ohne große Erklärungen erzählt uns Lucy ihr Leben, ihr Weg in die Heilung von allem, das ihr widerfahren ist. Das macht es zu einem sehr positiven Buch. Für mich war es ein unerwartetes tiefgründiges Leseerlebnis.

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