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Rezension zu
Pompeji

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Sehr griffig, unterhaltsam und überaus detailliert geschildert

Von: Michael Lehmann-Pape
05.01.2017

Aus persönlicher Sicht, fast wie in einem Roman, mit einer Reihe von Figuren, die Angela in ihrem Ergehen entfaltet, schildert der Autor chronologisch die letzten 48 Stunden von Pompeji, zerstört 79 n.C. durch einen Vulkanausbruch, zugleich mit Herculanaeum, Polontis, Boscoreale, Tertigno und Stabiae. Wobei Angela eben gerade nicht nur von Tod und Untergang berichtet (das folgt erst sehr viele Seiten später im Buch), sondern in seinem umfassenden, populärwissenschaftlich gehaltenen Werk die Antike sehr plastisch auferstehen lässt. Indem er sich auch auf Personen konzentriert, die jene Naturgewalt an Zerstörung überlebt haben, gibt er seiner Schilderung zudem eine Linie durch die Katastrophe hindurch und zeigt bildkräftig auf, was dieses Ereignis mit den Menschen damals machte, macht den Verlust spürbar, den Schock. Und das auf der Blaupause dessen, was eben alles verlorenging an Kultur, Kunst, an handfester Industrie (Salz z.B, an privatem Leben (wenn Saturninus im Schwimmbecken schwimmen lernt). Dass das Personenregister drei volle Seiten zu Anfang des Buches beansprucht, ist bereits vor der eigentlichen Lektüre ein Ausdruck dieser Methode Angelas, sich den Ereignissen möglichst konkret und persönlich zu nähern (wobei hier, kritisch zu erwähnen, der Eindruck im Gesamten nicht immer von der Hand zu weisen ist, dass Angela auch ein gerütteltes Maß an eigener Fantasie mit hat einfließen lassen. Er selbst betont dabei zu Recht die nicht unbedingt endlos breite Quellenlage). „Was sie hier lesen sind faktenorientierte Rekonstruktionen dessen, was diese Menschen sehr wahrscheinlich getan, gesehen und am eigenen Leib erlebt haben“. Eine Freiheit in der Darstellung, die Angela an manchen Stellen zumindest überaus weidlich nutzt und so Anschaulichkeit auch ein stückweit auf Kosten von weniger historisch gesicherten Fakten und Personen aufbaut. Wobei, neben den privaten Schwimmbecken, im Übrigen Orte existierten, die, wie in der modernen Welt, als Einnahmequelle dienten. Nach Schließung der öffentlichen Thermen in Pompeji ist so die Therme der Julia täglich gut gefüllt und füllt wiederum den Wohlstand der zupackenden Frau. Ein Ort, der in seiner Lage und dem direkten Umfeld wie ein modernes „Innenstadtcenter“ anmutet. Bei dem die Betreiberin Julia zwei „Insulae“ zusammengeführt hat, indem sie die trennende Straße überbaute, eine „Stadt in der Stadt“ mit verschiedenen Dienstleistungen, „zum Beispiel ein Restaurant, eine Kneipe, ja sogar eine Therme, deren Zugangsrampe direkt auf den Gehsteig führte“. Weit entfernt vom Stil eines eher trockenen Sachbuches gelingt es Angela weitgehend in Umgangssprache und munterem Erzählrhythmus, dem Leser Pompeji sehr konkret, griffig und anschaulich vor Augen zu führen. Ergänzt durch die vielfachen, anregenden Illustrationen lässt Angela damit die antike Stadt noch einmal in voller Blüte „auferstehen“. Wie er, neben den konkreten Personen und deren alltäglichem Leben auf die Wirtschaft der Stadt eingeht. Die nicht zuletzt stark auf dem Handel mit Salz beruht. „Auch in der Antike wird es hochgeschätzt und quasi mit Gold aufgewogen“. Salz, das auf der „Salaria“, der Straße nach Norden, dann zum Verkauf transportiert wurde. So bietet Angela einerseits eine personalisierte Sicht auf das Leben in Pompeji, den Ablauf der Katastrophe und das „Leben danach“, das vor allem durch die Aufzeichnungen von Plinius dem Jüngeren auch in diesem Buch konkret mit Leben gefüllt wird. Der Ausbruch des Vulkans selbst und die schnell hereinbrechende „Todesqual“ von Stadt und Bewohnern erzählt Angela dabei minutiös und besonders eindringlich da, wo die Aschewolke Menschen in allen möglichen „Schutzhaltungen“ quasi „versiegelt“. Angela endet mit Indizien und einer überzeugend, aber dennoch nicht letztendlich zu klärenden Erläuterung für die „Herbstthese“ als Datierung des Unglücks und lässt den Leser insgesamt hervorragend unterhalten, „nah am Geschehen dran“ und breit informiert zurück, auch wenn so einiges an Konkretion des Lebens um diese Tage der Katastrophe herum auch der bildkräftigen Fantasie des Autors entsprungen sein dürfte.

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