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Rezension zu
Bauchchirurg schneidet hervorragend ab

Pleiten, Pech und Pannen in der Tagespresse

Von: Edith N.
04.01.2017

Die Facebookseite „Perlen des Lokaljournalismus“ ist eine Anlaufstelle, bei der Scans, Fotos und Screenshots verunglückter Formulierungen, vergurkter Headlines, unpassender Bildunterschriften und ähnlicher Pannen aus der Tagespresse eingereicht werden können. Eine Viertelmillion Fans hat die Seite. Da kommt ganz schön Material zusammen! Rund 200 der Highlights dieser Sammlung haben es jetzt in ein Buch geschafft. BAUCHCHIRURG SCHNEIDET HERVORRAGEND AB ist nach LEPRA-GRUPPE HAT SICH AUFGELÖST bereits der zweite band von Ralf Heimann und Jörg Homering-Elsner. Das Konzept ist schnell erklärt: Auf jeder Seite ist ein fehlerbehafteter Zeitungsausschnitt abgebildet, der mit einem launigen Spruch der Autorem kommentiert wird. Bei manchen Wortspielen frage ich mich, ob sie nicht beabsichtigt waren und die LeserInnen das nur nicht entsprechend zu schätzen wissen. ;-) „Optiker nach Einbruch fassungslos“ (Seite 7), zum Beispiel., oder „Schnuppertag in der Biogasanlage“ (Seite 6). Oder ist es doch ein Versehen, wenn getitelt wird: „Illegale Böller: Finger weg!“ (Seite 22) Das ja durchaus offen für Interpretationen. Volle Absicht sind sicher diese kleinen Meldungen, die eigentlich keinen Nachrichtenwert haben. Zum Beispiel, wenn die Polizei von Eichhörnchen bekrabbelt wird, ein „eiskalter Dieb“ einen Heizlüfter klaut, ein Schokoriegel geraubt wird oder irgendwelche Scherzkekse Wäscheleinen abschneiden, damit die frisch gewaschene Wäsche im Schmutz landet. Manchmal ist auf dem Dorf eben nicht mehr los. Dass Bild und Bildunterschrift nicht zusammenpassen, Blind- und Platzhaltertext stehenbleibt oder ein Beitrag so lange gekürzt und umformuliert wird, bis nur noch sinnfreier Unfug übrigbleibt, das sind Klassiker. Immer wieder nett sind auch Sinn entstellende Tippfehler oder leichte Missgriffe in der Formulierung. Da ist von der „Umfallchirugie“ die Rede (Seite 119 oder davon, dass sich Einbrecher mit „Motorhauben“ maskiert hätten (Seite 27). Es drängt sich die Frage auf, ob der Verfasser ein „Rad“ ab hatte … Ganz reizend missglückt ist auch die Formulierung „ Als Angestellter der Poststelle trägt er zum REGUNGSLOSEN Ablauf in der Kreisverwaltung bei.“ (Seite 36). War das ein freudscher Verschreiber? Putzig ist so manche nachträgliche Richtigstellung. Da müssen ja Texte in Druck gegangen sein, an denen rein gar nichts gestimmt hat. Wir leben eben in einer postfaktischen Zeit, auch in der Provinz. Für Auswärtige erweckt auch so mancher Ortsname merkwürdige Assoziationen: „Der Osterhase versteckt Ostereier in Scheiden.“ (Seite 192) Hm. Das hätten wir jetzt nicht gedacht! Das Büchlein hat man schnell durchgelesen. Es ist amüsante Unterhaltung für Leute, die an (unfreiwilligem) Sprachwitz ihre Freude haben. Wer aus der Branche ist, der wird erleichtert feststellen, dass anderen beim Schreiben auch mal was Dummes passiert. Es ist ja immer schön, wenn man selber nicht der Unglücksrabe war, der den allseits belachten Quatsch verzapft hat. Manchmal hätte durchaus noch ein zweiter Spruch mit auf die Seite gepasst. Das war schon beim Vorgängerband so. An passenden „Perlen“ dürfte ja kein Mangel herrschen. So gibt’s doch bisschen viel weißen Raum fürs Geld. Erstaunlich ist, was man doch an Fehlern überliest. Manchmal nimmt man das wahr, was gemeint ist und nicht das, was tatsächlich da steht. Den Buchstabensalat auf Seite 8 ist mir beim ersten Überfliegen der Meldung gar nicht aufgefallen. Das menschliche Gehirn ist offenbar sehr flexibel. Was natürlich kein Freibrief für den nachlässigen Umgang mit Sprache sein soll. Andererseits … wenn nur noch absolut Perfektes in Druck gehen würde, worüber sollten wir dann schmunzeln und lästern? So ein bisschen unfreiwillige Komik hat doch durchaus ihren Charme.

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