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Rezension zu
Kalt erwischt

Kalt erwischt

Von: Glitzerkonfetti
11.12.2016

Gerade in der heutigen Zeit kann es jeden kalt erwischen: Die Depression, das schwarze Loch, das einen umringt und nicht mehr loslassen will. Ca. 4 Millionen Menschen sind in Deutschland erkrankt und die Tendenz steigt, zudem kommt noch die Dunkelziffer dazu, nicht jeder traut sich das Thema anzusprechen oder Hilfe zu holen. Oftmals bekommt man vielleicht noch dumme Sprüche zu hören wie "Stell dich nicht so an" oder "Das ist ja nicht so schlimm". Psychische Krankheiten sind für viele immer noch ein großes Tabuthema oder werden erst gar nicht anerkannt. Buchzitat: "Depressionen sind kein Zeichen von Schwäche oder Faulheit. Nie!" Die Autorin selbst lebt nun seit 3 Jahren "depressionsfrei". Ihr erster Zusammenbruch war im August 2006 auf einer Journalistenreise nach Norwegen. Sie leidet zu dieser Zeit an starkem Liebeskummer sowie Trennungsschmerz und ist in Therapie bei einem Psychologen, der zugleich Psychiater ist. Sie nimmt Beruhigungs- und Schlafmittel sowie Antidepressiva und denkt an Suizid. Nach der Norwegen Reise bekommt sie von ihrem Psychiater eine Einweisung in die Klinik, ihr erster Klinikaufenthalt naht. Der Klinikaufenthalt wird im dritten Kapitel geschildert, zumindest der erste Kliniktag. Einiges kannte ich schon aus meinen Klinikalltagen, die Abläufe sind ja immer gleich oder sehr ähnlich mit Untersuchungen, Psychologen-Erstgespräch, Zimmereinteilung uvm. Nur die Mitpatienten waren bei der Autorin so, wie man sie sich nicht gerade wünscht. Das zweite Kapitel handelt davon, wie sich eine Depression anfühlt. Ich hätte es selbst nicht besser beschreiben können, als Betroffene weiß ich es ja selbst, wie es sich anfühlt und fühlte mich durch das Buch auf einmal sehr verstanden. Das Kapitel endet mit einer Symptome-Liste und der Erklärung für die Einteilung im ICD. Das 5. Kapitel handelt von den Ursachen einer Depression, die hier auch wieder genau dargestellt werden. Das wären zum einen biologische Faktoren, zum anderen psychosoziale Faktoren, aber auch die Unfähigkeit zur Stressbewältigung und psychodynamische Faktoren. Darauf folgt ein Interview mit Privatdozent Dr. Reinhard Lindner. Auch finde ich super am Buch, dass alles anschaulich gestaltet wird, zum Beispiel mit Infografiken. Kapitel 8 beschäftigt sich mit dem Thema "Depressionen und Frauen" und zeigt unter anderem auf, dass Frauen häufiger depressiv werden, während Männer überproportional kriminell werden und dass eine Depression bei Frauen in der Regel länger verläuft als bei Männern. Im 10. Kapitel geht es dann um Psychopharmaka wie Antidepressiva. Frau Fuhljahn schildert hierbei ihre Erfahrung mit Medikamenten, die sie bekommen hatte, aber schreibt auch über Medikamentgruppen, die sie selbst nicht ausprobiert hat. Hierbei gibt es ein Interview mit einem Professor einer psychiatrischen Universitätsklinik in Zürich über die Wirkung von Antidepressiva. Interessant fand ich auch Kapitel 12, welches sich mit verschiedenen Therapieformen beschäftigt. Im 18. Kapitel werden dann auch verwandte Krankheiten wie Persönlichkeitsstörungen oder Essstörungen aufgegriffen. Wir begleiten die Autorin von ihrer Kindheit, die vom Tod ihrer Mutter geprägt wurde, zum Internatsleben und Abitur sowie Studium, die Jugend bishin zum Erwachsenenalter. Heide Fuhljahn vermischt in ihrem Buch Autobiografie mit Fachartikeln sowie Interviews, welches ihr sehr gelungen ist und auch gut verständlich für die Allgemeinheit gehalten ist. Sie selbst schreibt, dass sie das Buch geschrieben hat um anderen Frauen zu helfen, leichter und schneller Hilfe zu finden als sie sie gefunden hat. Zum Schluss gibt es einen 15-seitigen Service Teil zur Selbsthilfe, der Antworten auf Fragen gibt (z.B. "Wann zum Hausarzt", "Wann zum Psychiater" etc.), aber auch Hilfsangebote und wichtige Internetadressen preisgibt. Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es ist sehr hilfreich und nützlich, sowohl für Betroffene als auch für Angehörige von Betroffenen. Aber auch jeder, der mehr zum Thema Depression erfahren möchte kann auf dieses Werk zurückgreifen. Fazit: Ein absolut lehrreiches Buch, welches ich wärmstens empfehlen kann.

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