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Rezension zu
Die Heimkehrer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

zurück zu alter Stärke

Von: der Michi
10.12.2016

Was im zweiten Band Kunst und Kultur waren, ist in diesem Buch die Politik. Guillou erweist sich wieder einmal als hervoragend recherchierender Autor, der ein ausgezeichnetes Gefühl für die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen vermittelt. Die Bedrohung durch die sich mehr oder weniger an die Macht putschenden Nazis ist dabei ebenso präsent wie der teils unbegrenzte Fortschrittsglaube einiger Charaktere. Diskurse über Kultur, Ideologie und Architektur finden ebenso ihren Platz, denn Oscars Ehefrau Christa gibt mit Vorliebe Abendgesellschaften, in denen unter anderem ein gewisser Bert(hold Brecht) verkehrt. Den literarischen Helden zahlreicher Linksintellektueller (zu denen Guillou sich mit Sicherheit ebenfalls zählen würde) und sein Umfeld porträtiert der Autor erfreulich glanzlos und bodenständig. Die Handlung schreitet selbst eher indirekt voran. Dialoge und atemlose Szenen sind in der Minderheit, es überwiegen Beschreibungen gesellschaftlicher Zustände und historischer Einzelheiten. Damit liest sich das Buch teils wie ein unterhaltsamer Ausflug in die jüngere deutsche (teils auch in die schwedisch/norwegische) Geschichte, zugänglich bleibt es trotzdem. Wo andere Autoren auf Intrigen, Affären und überspitze Spannungsbögen setzen, vertraut Jan Guillou gänzlich auf die Sogwirkung der geschichtlichen Umstände, die nicht für jede Figur gut ausgehen können. Das macht die Lektüre vielleicht etwas informationslastiger als andere historische Romane, die auf Krampf auch noch eine Liebesgeschichte mit unterbringen müssen, doch so etwas hat "Die Heimkehrer" nicht nötig. Im letzten Drittel schreitet die Handlung dann aber doch schneller voran, als man es bis dahin gewohnt ist. Die Nazis kommen an die Macht und ihrer zumindest in Deutschland spürbaren Omnipräsenz können sich auch die Lauritzens nicht samt und sonders entziehen. Einer der Söhne wird sogar ein überzeugter Hauptmann der SS. Das bietet reichlich Konfliktpotential, ausgeschöpft wird es aber nur teilweise. Eine schockierende Wendung hebt sich der Autor für die letzten Seiten auf und entlässt den Leser mit dem Gefühl, dass auch diese Geschichte noch nicht ganz zuende erzählt wurde. Immerhin: Nachschub ist in Sicht, in diesem Jahr erschien der vierte Band "Schicksalsjahre" und auch danach soll es noch nicht vorbei sein. Nachdem "Die Brüder" ein wenig einseitig auf Sverres Schicksal fixiert war, gelingt es dem vorliegenden Roman, die Stärken des ersten Teils wieder aufzugreifen. Für Fans gut informierter Historienromane über die jüngere Geschichte unverzichtbar. Originaltitel: "Mellan Rött Och Svart" ("Zwischen Rot und Schwarz") Seitenzahl: 480 Format: 13,5 x 22,1 cm, gebunden mit Schutzumschlag Verlag: Heyne

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