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Rezension zu
Wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein humorvoller Ratgeber, der die Klischees eines Schwedenkrimis aufzeigt

Von: Tanja
10.11.2016

Inhalt: Eigentlich sagt der Titel des Romans schon alles: Henrik Lange erklärt in seinem Buch mit mehr Zeichnungen als Text „wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben“ und wie der Hauptcharakter eines Schwedenkrimis aussehen sollte, welchen weiteren Charakteren er im Laufe der Geschichte begegnen sollte. Wie man den Plot aufbaut, wie man den Krimi enden lässt, damit es ein Bestseller wird; welche Werbemaßnahmen man dezent in das Buch einbauen kann, wie man genügend Füllstoff kreiert. Der Autor findet auf alle Fragen eine klischeebeladene und humorvolle Antwort. Schreibstil: Vorweg: Dieses Buch ist kein Ratgeber im eigentlichen Sinne. Vielmehr zeigt der Autor die Klischees des klassischen Schwedenkrimis auf. Humorvoll stellt er die notwendigen Charaktere wie die ständig zynische und verbitterte Rechtsmedizinerin, die alte Dame, die im Wesentlichen nur den Zweck verfolgt, im Weg rumzustehen sowie den nervigen Vorgesetzten, der dem Helden eher Steine in den Weg legt, als ihm wirklich zu helfen, anhand eines Beispielplots vor. Ist es nicht immer so, dass die Exfreundin im falschen Moment anruft, irgendeine Hütte heimelig beleuchtet am Rande erwähnt wird, der Kaffeeautomat ständig kaputt und der Held einerseits total der Versager, andererseits aber der Einzige ist, dem man die Lösung des Falls zutraut? Mit einem einfachen schwedischen Vornamen ausgestattet, möglichst heruntergekommen im Aussehen und Lebensstil, mit einer kleinen Narbe an der Schulter, deren Geschichte man in weiteren Romanen als Nebenplot vermarkten kann, einer Tochter, mit der er eher schlecht als recht klarkommt, ungesunder Ernährung und ständig verkatert, entspricht der Charakter schon den archetypischen Merkmalen des typischen Schwedenkrimiklischees. Wie erhält man den nötigen Füllstoff für die Handlung? Henrik Lange sorgt in seinem Ratgeber auch dafür, dass der Autor nicht nur schnell seinen Mordfall präsentiert und mit überraschenden Wendungen füllt, auch gibt er Empfehlungen, welche Nebensächlichkeiten man in seinen Roman einfließen lassen sollte. Ganz nebenbei erklärt er die Vorzüge, die sich dadurch für den Autor ergeben. Er rät: Bauen Sie ruhig beiläufig ihre Hobbys/Leidenschaften mit in die Geschichte ein. Bauen Sie zum Beispiel eine im Hintergrund laufende Radiosendung über vegetarische Ernährung oder die Nachbarin ein, die den heruntergekommenen Helden mit dem Resultaten ihrer grandiosen Backrezepte versorgt. Diese Erwähnungen schaffen einen perfekten Einstieg für nachfolgende Werke wie zum Beispiel Kochbücher. Auch eine ausgiebig beschriebene Landschaftsszene bietet so ihre Vorteile: Einerseits schafft man ein wenig Füllstoff für den Roman, andererseits kann man dem Leser an diesen Szenen zeigen, dass man wirklich gut schreiben kann. Auch Produktplacement kann nie schaden. Die beiläufige Erwähnung einer Auto- oder Handymarke sorgt gegebenenfalls später für nette Werbegeschenke der angesprochenen Firma!? Neben Tipps zum Schreiben des Krimis, Füllstoff für die Handlung und Werbestrategien, erhält der Leser auch einen Ratschlag, welche Personen man unbedingt in der Danksagung erwähnen sollte. Als kleines Special für Schwedenkrimikenner werden namhafte Schwedenkrimis mit vier Comicfeldern im Schnelldurchlauf vorgestellt. Wie man sieht: Dieses Buch bietet einerseits ein paar interessante Tipps, andererseits nimmt es sich selbst auch nicht allzu ernst. Zeichenstil: Henrik Lange füllt sein Buch mit Zeichnungen im ähnlichen Stil, wie denen, die man auf dem Titelbild bereits erkennen kann. Mit dunklen Schraffierungen versehen, wirken Szenen und Charaktere ein wenig verrucht, die Aura schmuddelig und düster. Auf einer Seite findet man im Schnitt die Überschrift und einen kurzen Text, der den Leser ins Bild setzt, worum es hier geht. Eine humorvolle, leicht zynische Zeichnung schafft visuelle Anreize. Hier sieht man nicht selten einen der Charaktere mit einer Sprechblase versehen. Einige Pfeile weisen auf die verschiedenen Details der Zeichnung hin und bieten mit einer Randbemerkung „wertvolle“ Tipps für den angehenden Autor. Fazit: Wie Sie den Schwedenkrimi des Jahrhunderts schreiben wirft erfrischende und geistreiche Blicke auf das Phänomen Schwedenkrimi. Es bietet geneigten Lesern eine humorvolle Einführung in die Klischees des Schwedenkrimis. Mit zynischen Zeichnungen und Randbemerkungen hilft Henrik Lange dem Leser vielleicht nicht die Erfolgsleiter in geradezu atemberaubendem Tempo zu erklimmen, informativ, inspirierend und sehr unterhaltsam ist es aber allemal. Eines ist gewiss: Nach dem Lesen dieses Comicratgebers kehrt man mit der ein oder anderen Lachträne im Augenwinkel und hochmotiviert, was das Schreiben eines Schwedenkrimis angeht, in den Alltag zurück. Buchzitate: Vielleicht wollen Sie ja eigentlich viel lieber ein Sachbuch über die Klöppeltradition im mittelalterlichen Skövde schreiben? Aber würde das irgendwer lesen? Nein. Trotzdem kann es funktionieren – bauen Sie es einfach in eine Krimihandlung ein.

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