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Rezension zu
Straight White Male

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Typisch zynischer Niven-Hauptcharakter mit ganz neuen Zügen

Von: Udo Erhart
03.02.2014

Bei "Straight White Male" ist eigentlich alles so, wie man es von Nivens Charakteren gewohnt ist. Sie sind zynisch, saufen, nehmen Drogen und fallen nicht gerade durch soziale Kompetenz auf. Kennedy Marr ist so eine typischer Niven-Figur - und dennoch ist der saufende und herumhurende irische (Drehbuch-)Autor Marr im Vergleich zu anderen Schöpfungen Nivens auch komplett anders... Kennedys Leben läuft eigentlich ziemlich rund. Er ist in seinem Job als Drehbuch-Autor enorm erfolgreich und schwelgt im Luxus. Okay, so ganz rund läuft es bei genauer Betrachtung dann doch nicht für den irischen Schriftsteller in Amerika. Er ist zwei Mal geschieden (seine letzte Ex liegt gerade wegen eines Warhols mit ihm im Streit). Hinzu kommt die finanzielle Schieflage - Kennedy kann seinen hohen Lebensstil nicht mehr lange aufrecht erhalten. Und auf seinem Penis wächst eine seltsame Wucherung. Da kommt ihm die Nachricht, dass er in England einen hochdotierten Literaturpreis gewonnen hat, der ihm mal eben 500000 Pfund in die löchrigen Taschen spült, eigentlich ganz gelegen. Wäre das Preisgeld nicht damit verbunden, dass Kennedy für ein Jahr in einer englischen Universität "Creative Writing" unterrichten muss. Und würde an ebendieser Universität nicht dummerweise Kennedys erste Frau arbeiten. (Von Kennedys 16-jähriger Tochter, dem Suizid seiner Schwester und seiner im Sterben liegenden Mutter ganz zu schweigen)... John Niven breitet das Jet-Set-Leben Kennedy Marrs auf beinahe vierhundert Taschenbuchseiten aus. Die Betrachtungen des Business' (diesmal eben das Filmbusiness) sind gewohnt zynisch und mitunter derb beschrieben. Nivens Charaktere Leben eben ungewöhnlich. Und wenngleich Marr eigentlich ob seines Verhaltens enorm unsmpathisch sein müsste, gibt er einen hervorragenden, glaubwürdigen und zugänglichen Anti-Helden. Neu bei Niven ist, dass der Charakter eine deutliche Entwicklung durchmacht. Während es Kennedy also diverse Male richtig ordentlich krachen lässt, kommt es auch zu zu glaubhaften selbstreflexiven Momenten. "Straight White Male" geht eher in die Richtung von "Gott bewahre" und "Music from Big Pink", es ist kein Thriller wie sein zuletzt erschienener Roman "Das Gebot der Rache". "Straight White Male" liest sich flüssig, zieht den Leser in seinen Bann - und hat hervorragende Charaktere. Der blutbespritzte Dinosaurier erschließt sich mir persönlich nach der Lektüre nicht, auch bedauere ich, dass "Heyne-Hardcore" den Roman diesmal gleich als Taschenbuch veröffentlicht hat. Der weiße Umschlag ist nicht lackiert, somit verschmutzt er leicht und sieht recht schnell abgeliebt aus. Doch dieser Kritik am Buchobjekt zu Trotz gibt es von mir definitiv eine Leseempfehlung! Wer Nivens Bücher und Schreibstil mag, wird - wie ich - an dem neuen Roman seine helle (Schaden-)Freude haben. Verdiente fünf Sterne und eine Leseempfehlung!

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