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Rezension zu
Die Zerbrechlichkeit der Welt

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kees van Bejnum: "Die Zerbrechlichkeit der Welt"

Von: Liesa
01.11.2016

Wenn ein Buch gleich drei meiner liebsten Themenbereich enthält, dann kann es doch eigentlich nur gut werden, oder? „Die Zerbrechlichkeit der Welt“ klang für mich extrem vielversprechend: Japan, der Zweite Weltkrieg und eine Geschichte, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird – wer mich schon länger liest, weiß, dass all das total meinem Beuteschema entspricht. Die Liebesgeschichte um den niederländischen Richter Rem Brink und die junge Japanerin Michiko wird in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, genauer gesagt zur Zeit der Tokioter Kriegsprozesse eingebettet – einem historischen Ereignis, das doch zu oft unbeachtet bleibt und von dem viel zu viele nur oberflächlich wissen. Im Studium musste ich mich etwas intensiver mit der Thematik auseinandersetzen und dadurch gewann „Die Zerbrechlichkeit der Welt“ noch mehr an Reiz für mich, da ich bisher noch von keinem Roman gehört habe, der sich genau mit diesem Sachverhalt auseinandersetzt. Erzählt wird der Roman aus drei Perspektiven: Rem Brink ist als niederländischer Richter nach Japan berufen worden, um dort Teil der Garde an Richtern zu sein, die die Aufgabe haben, die Tokioter Kriegsprozesse abzuurteilen. Kees van Bejnum schreibt tatsächlich auch über die Kriegsprozesse, die Angeklagten und das zu erwartende Strafmaß, allerdings habe ich im voraus ehrlich gesagt erwartet, dass all das sogar einen größeren Teil des Buches ausmachen würde. Der Fokus wird aber nicht nur darauf, sondern besonders auch auf Rem Brinks moralische und persönliche Ansichten gelenkt, außerdem auch seinem Zwiespalt in Bezug auf die Romanze mit Michiko. Die zweite Perspektive ist die Michikos – sie arbeitet als Sängerin für eine europäische Dame, wird dort aber hinausgeworfen, als diese von Michikos Verhältnis mit Rem Brink erfährt. Für mich war Michiko womöglich sogar die interessanteste Person des Buches, da ich ihre Gedanken und Gefühle nie endgültig deuten konnte und ich ihren Lebensweg mitunter am spannendsten fand. Nicht weniger spannend war allerdings die Perspektive ihres Cousins Hideki, der den dritten Erzählstrang bildete. Dieser kehrt verletzt aus dem Krieg zurück und kämpft nunmehr darum, wieder eine gesellschaftliche Stellung, ja, eine Berufung im Leben zu finden, was im sich gerade wandelnden Japan und mit seinem Hintergrund nicht gerade einfach ist. Das Besondere an dem Buch war für mich vor allem, dass die Geschichte sich über den Zeitraum von zwei Jahren erstreckt, durchaus auch ihre Längen hat, in denen es weniger aufregend zugeht, man aber dennoch das Gefühl hat, unglaublich viel zu lernen und eine enge Verbindung zu den Charakteren zu entwickeln. Der ganze Roman ist in gewisser Weise traurig und tragisch aber dennoch zart und schön und eben einfach besonders. Durch die Verflechtung der Schicksale der doch sehr unterschiedlichen aber irgendwie auch ähnlichen Protagonisten, zusammen mit den Veränderungen, die Japan durch die Niederlage des Zweiten Weltkrieges erleben musste und den damit einhergehenden Kriegsverbrecherprozessen entstand ein vielschichtiger Roman, der sich nicht einfach auf eine Liebesgeschichte reduzieren lässt, weil noch so viel mehr darin steckt. Natürlich resultiert all das, was in dem Buch geschieht, aus den Folgen des Krieges, aber Kees van Bejnum gelingt es, dies auf unterschiedliche Ebenen zu übertragen und damit viele gesellschaftliche Problematiken der damaligen Zeit abzudecken und dem Leser dahingehend die Augen zu öffnen. „Die Zerbrechlichkeit der Welt“ ist ein besonderer Roman, der fesselnd geschrieben ist und von Figuren erzählt, dessen Schicksal einem nicht so schnell wieder loslässt. Der Roman scheint teilweise zwar etwas langatmig, fasziniert den Leser aber durch die fremde Kultur Japans und der Einbettung der viel zu unbekannten Tokioter Kriegsprozesse. 4.5 von 5 Sternen.

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