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Rezension zu
Vatter baut ab

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

„Ein Mensch erlischt“ – Bewegender Bericht eines Sohnes über seinen demenzkranken Vater

Von: Stephanie Manig aus Oelsnitz/Erzgebirge
20.01.2014

Bernd Eichmanns Vater ist 82 Jahre alt, als er ihn aus Ostwestfalen zu sich nach Berlin holt. Das Souterrain des Hauses wird so ausgestattet, dass es den Erfordernissen des betagten Mannes vollkommen entspricht. Mit Hingabe kümmert sich der Sohn um seinen „Vatter“, wie er ihn im ostwestfälischen Zungenschlag nennt. Gemeinsam gehen sie spazieren, lachen, debattieren. Doch nach einem Krankenhausaufenthalt verschlechtert sich der Gesundheitszustand des alten Herrn rapide: Er ist von nun an ans Bett gefesselt, bedarf intensiver Pflege und Zuwendung und die Krankheit lässt ihn aggressiv werden, wüten und toben. Bernd Eichmann stellt sich diesen Herausforderungen ohne zu zögern. „Ein Mensch erlischt“ – so ist das zweite Kapitel im ersten Abschnitt überschrieben. Ja, der „Vatter“ erlischt zusehends, wie die immer kleine werdende Flamme einer Kerze. Bernd Eichmann weiß das. Dennoch versorgt er den schwerkranken Vater mit Hingabe und Leidenschaft, verbunden mit dem enorm hohen Anspruch, dabei niemals nur ein „optimierungssüchtiger, freudloser Mangelverwalter“ (Seite 158) zu sein. Dabei gerät der Sohn selbstverständlich an seine psychischen Grenzen. Doch das Buch „Vatter baut ab“ ist kein Lamento einer überforderten Pflegeperson, sondern eine ergreifende Liebeserklärung an einen sterbenden Vater und vor allem an das Leben. Mich hat dieser 192-seitige Bericht tief bewegt und zu Tränen gerührt. Nur düster, traurig und schwarz ist dieses Buch allerdings nicht. Bernd Eichmann beschreibt mit bewundernswerter Geduld und einem Augenzwinkern das ein oder andere Missgeschick, das sich wohl ausschließlich mit Humor ertragen lässt. Nie rückt er sich selbst in den Vordergrund – nein, die erste Geige spielt bis zum Schluss ganz klar der „Vatter“. Ich bewundere die Leistung von Bernd Eichmann. Uneigennützig und beinahe bis zur Selbstaufgabe begleitet er seinen Vater auf dessen Weg zum Tod. Seine Leser lässt er daran teilhaben, indem er offen, packend und ungeschönt, aber stets mit viel Einfühlungsvermögen, Liebe und Respekt von den letzten zweieinhalb Jahren mit seinem Vater erzählt.

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