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Rezension zu
Das zweite Geheimnis

In den Fängen der Spionage | Unsere Kritik zu DAS ZWEITE GEHEIMNIS | Filmtick.de

Von: Haiko Kàcserik-Maczek aus Berlin
10.05.2022

Der Name Titus Müller steht für gut recherchierter Geschichte. Mit seinen Figuren, seinen expliziten Schilderungen der Ereignisse der jeweiligen Zeit und seinen angenehmen Schreibstil zieht er einen völlig in den Bann des Geschehens. Gerade ist der zweite Teil der Spionin-Reihe um Ria Nachtmann erschienen: DAS ZWEITE GEHEIMNIS. Waren schon in DIE FREMDE SPIONIN die ersten Episoden in Rias Leben aufwühlend, verschärft sich ihre Situation dreizehn Jahre nach dem Mauerbau im Nachfolgeroman DAS ZWEITE GEHEIMNIS weiter. Um bei ihrer Familie bleiben zu können, entschied sie sich für ein Leben in der DDR. Doch ihre große Liebe zu Jens treibt sie dazu, sich heimlich mit ihm während eines Urlaubs im befreundeten sozialistischen Ausland zu treffen, was zugleich die Stasi auf sie aufmerksam macht. In bewegenden Abschnitten erklärt uns Titus Müller die Arbeit der Stasi: Worauf bei Passkontrollen geachtet wurde, wie sie bei Beschattungen operierten, wie Hausdurchsuchungen stattfanden und wie man regelrecht Jagd auf Menschen machte. Zentrale Handlungsorte sind in Berlin unter anderen die Friedrichstraße, das Stasigefängnis in Hohenschönhausen oder das südlich von Berlin, in Sachsen gelegene, Bautzen. Das alles bettet Titus Müller in eine Geschichte mit wahrem Hintergrund und Ereignissen, die wahrhaftig stattfanden. Zum einen lesen wir über Willy Brandt und dessen Referenten im Kanzleramt Günter Guillaume im Westen, zum anderen finden im Osten die Weltjugendspiele statt, die eine weltoffene DDR repräsentieren sollten. An den neun Veranstaltungstagen feierten acht Millionen Menschen in Ostberlin, darunter waren 25.000 Besucher aus 140 Ländern. Unter den Feiernden mischten sich unglaubliche 27.000 Mitarbeiter der Staatssicherheit. Und mittendrin befindet sich Ria, deren Herz weiterhin für Jens schlägt und die Kontakt zu ihrer Tochter Annie sucht. Annie wird vom Staat an einer Kinder- und Jugendsportschule intensiv gefördert, nahezu drangsaliert. Medikamente werden den jungen Sportlern zur Leistungssteigerung verabreicht, sie werden unter Druck gesetzt und so erpressbar für die Staatssicherheit gemacht. Auch an Annie treten sie heran. Rias Schwager Henning rückt in diesem Teil als zentrale Figur in den Vordergrund. Er arbeitet als Grenzsoldat an vorderster Stelle. Der Mauer kommt kaum jemand näher als er. Mit seinen eigenen Gedanken und Schilderungen sehen wir die Arbeit dieser Grenzsoldaten auf dem Todesstreifen, wie er aufgebaut war und wie menschenverachtend die Sperranlagen funktionierten. Als Henning die Republikflucht wagt, liest man, was es heißt, auf Menschen zu schießen. Die Republikflucht schlägt fehl und doch gibt Henning nicht auf und was Ria damit zu tun hat und warum plötzlich Hähner vom BND wieder den Kontakt zu ihr sucht, muss man schon selbst nachlesen in DAS ZWEITE GEHEIMNIS von Titus Müller. Fazit: Wiederkehrend in all seinen Werken macht Titus Müller die Vergangenheit greifbar, auch hier. Er zeichnet brillant ein Bild wie ideologisch fixiert, erbarmungs- und gewissenlos die Geheimpolizei der DDR arbeitete. Ohne Rücksicht auf Verluste werden Personen zersetzt, Familienmitglieder zur Mitarbeit gedrängt. Das Ministerium für Staatssicherheit spinnt so ein Netz aus inoffiziellen Mitarbeitern, dem bis zum Scheitern der DDR 1989 rund 189.000 Menschen angehörten. Dabei lässt Titus Müller die Gegenseite nicht farblos und verpasst ihr mit der Verhörspezialistin Marga ein Gesicht. Aufwühlend, wenn man bedenkt, dass das Gelesene keine Fiktion ist und auch wenn die Figuren erfunden sind, die Hintergründe entstammen nicht der Einbildung eines Romanautors. Jetzt muss man bis nächstes Jahr warten, denn da erscheint mit DER LETZTE AUFTRAG das Finale der Reihe. Eigentlich schade, es könnte gerne weitergehen.

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