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Rezension zu
Das Grab im Wald

Packender, intelligenter Thriller

Von: Tintenhain
07.10.2016

Es ist mal wieder ein dramatisches Ausgangsszenario, das Harlan Coben in seinem Thriller „Das Grab im Wald“ dem Leser bietet. Bezirksstaatsanwalt Copeland wird mit den Geistern seiner Jugend konfrontiert als er helfen soll, einen Toten zu identifizieren. Als sich herausstellt, dass es sich dabei um einen der Jugendlichen handelt, die vor zwanzig Jahren im Wald als ermordet galten, keimt der Wunschgedanke wieder auf, dass auch Camille, seine Schwester, noch am Leben sei. Von der ersten Seite an war ich gefesselt, auch wenn das Tempo für einen Thriller vergleichsweise gemächlich ist. Coben entwickelt widersprüchliche Charaktere, bei denen man nie ganz sicher sein kann, ob sie lügen oder zumindest die Wahrheit verdrehen. Staatsanwalt Copeland als Ich-Erzähler vermag zwar seine Sicht und Erinnerungen genau darstellen, Zweifel bleiben dennoch, denn in einem weiteren Handlungsstrang bekommt seine damalige Freundin Lucy merkwürdige, anonyme Berichte, die jene Nacht im Wald wieder aufleben lassen. So wirklich sympathisch kommt Paul Copeland auch als Staatsanwalt nicht daher. Zwar setzt er alles dafür ein, um einer jungen afroamerikanischen Striptänzerin, die von Studenten vergewaltigt wurde, zu ihrem Recht zu verhelfen. Gleichzeitig setzt er die Macht, die sich aus seiner Position ergibt, gern auch ein, um seine privaten Ermittlungen voranzutreiben. Dabei stellt er sich kein bisschen besser dar als die Väter der Jugendlichen, die versuchen, ihre Söhne freizupressen. Wesentlich geradliniger und charakterfester zeigt sich hingegen Chefermittlerin Muse, die mit ihrer rauen, hartnäckigen Art den Fall vorantreibt. Der Thriller ist gekonnt konstruiert und spannend geschrieben. Was wirklich geschah, erfährt man ganz zum Schluss und auch darüber, ob Camille noch am Leben ist, wird man immer wieder ins Ungewisse gestoßen. Der Fall zeigt ungeahnte Wendungen auf, was einerseits einen gewissen Reiz ausmacht, andererseits keine eigenen Vermutungen zulässt. Coben ist dabei erstaunlich vielschichtig, selbst Ereignisse der 40er Jahre in der Sowjetunion und den Jahren des Kalten Krieges spielen eine Rolle, wobei man an dieser Stelle keine Befürchtung hegen muss, dass das Ganze zum Spionagethriller ausartet. Dies mag auch ein Grund dafür sein, das der Thriller zum Teil ohne langweilig zu werden in ruhigere Gewässer fährt, wenn Coben versucht seinen Figuren und ihrem Leben mehr Tiefe und Menschlichkeit zu verleihen. Ich mag auch seine Art, ganz nebenbei die amerikanische Gesellschaft aufs Korn zu nehmen und zu manchen Gedankenanstößen beizutragen. Insbesondere die Lebensweise der wohlsituierten Mittelschicht, ihrer Ansprüche und ihre Sichtweise auf andere werden immer wieder mal beleuchtet. In meinen Augen ist „Das Grab im Wald“ ein gelungener, vielschichtiger Thriller, der von Anfang an spannend ist und sich bei mir zum Pageturner gemausert hat. © Tintenhain

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