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Rezension zu
Die Entscheidung

Charlotte Link – Die Entscheidung (blanvalet)

Von: Barbara Hauschild & Christian Funke
06.10.2016

Charlotte Link Die Entscheidung (blanvalet) Eigentlich will Simon mit seinen beiden Kindern in Südfrankreich ein ruhiges Weihnachtsfest feiern. Doch dann kommt alles ganz anders: Die Kinder sagen ihm kurzfristig ab, seine Freundin gibt ihm den Laufpass, und auf einem Strandspaziergang begegnet er einer jungen, völlig verwahrlosten Frau: Nathalie, die weder Geld, Papiere noch eine Unterkunft hat, die fürchterlich abgemagert und hochgradig verängstigt ist. Sie tut ihm leid, und er bietet ihr seine Hilfe an. Nicht ahnend, dass er durch diese Entscheidung in eine mörderische Geschichte hineingezogen wird, deren Spuren bis nach Bulgarien führen. Und zu Selina, einem jungen Mädchen, das ein besseres Leben suchte und in die Hände skrupelloser Verbrecher geriet. Ihr gelingt die Flucht, doch damit löst sie eine Kette von Verwicklungen aus, die Simon und Nathalie, tausende Kilometer entfernt, in der Provence zum Verhängnis werden… Charlotte Link, geboren in Frankfurt/Main, ist die erfolgreichste deutsche Autorin der Gegenwart. Ihre Kriminalromane sind internationale Bestseller, auch Im Tal des Fuchses und zuletzt Die Betrogene eroberten wieder auf Anhieb die SPIEGEL-Bestsellerliste. Allein in Deutschland wurden bislang über 26 Millionen Bücher von Charlotte Link verkauft; ihre Romane sind in zahlreiche Sprachen übersetzt. Charlotte Link lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Frankfurt/Main. © blanvalet Meinung zur Veröffentlichung: Schon die verlagseigene Inhaltsangabe macht es deutlich: es geht hoch her im neusten Werk von Charlotte Link. Womöglich noch höher, schneller, weiter als in den bisherigen Romanen der Autorin. Dennoch bleibt das Buch hinter der bewährten (und erwarteten) Qualität zurück. Woran liegt das? Verschiedene Handlungsfäden, das ist üblich bei Charlotte Link, wechseln in zügiger Folge. Frankreich, Bulgarien, Retrospektive, Gegenwart,… und immer herrscht schlechtes Wetter! Es ist nicht nur die fehlende Sonne, sondern überhaupt die ausnahmslos düstere Stimmung des gesamten Romans, die eine unversöhnlich negative Atmosphäre erzeugt. Wenigstens den – trügerischen - Anschein des „alles ist in Ordnung“ hätte man sich irgendwo gewünscht. Aber nein. Die ersten Kapitel beschäftigen den Leser mit der Orientierung und dem Sortieren von Handlung und Protagonisten. Ist das einmal bewältigt, kann nur mäßige Spannung aufkommen. Zu vorhersehbar die Entwicklung, zu schlicht die psychologische Zeichnung der Charaktere. Die Figuren an sich sind sorgfältig ausgearbeitet und werden umfassend eingeführt, bleiben aber in einer eigentümlichen Distanz zum Leser. Identifizieren möchte man sich mit keinem dieser Menschen. Hier haben wir Charlotte Link schon atemberaubender erlebt. Durch den häufigen Perspektiv- und Schauplatzwechsel geht die Handlung recht schwerfällig voran. So richtig spannend wird es einfach nicht. Ausnahme: Die am Ende jeden Kapitels zuverlässig eingearbeiteten Cliffhanger setzen kleine Highlights, hier kommt ein wenig von der fesselnden Spannung in Spiel, die wir als Markenzeichen der Autorin schätzen. Die vermeintlich überraschende Schlusswendung mit dem korrupten Polizisten beschleunigt die Story auf den letzten Metern, kann aber kein echtes Krimi-Feeling erzeugen. Was noch auffällt: Die verschiedenen Charaktere (von der bulgarischen Mutter in prekären Verhältnissen über die leitende Ermittlerin in Frankreich bis hin zu…) denken, handeln und sprechen in dem selben austauschbaren Stil, der in keinem Fall an die übrige Konstruktion der Figur angepasst ist. Das macht die Figuren mit der Zeit nicht glaubwürdiger. Mit den diversen Erzählsträngen scheint die Autorin sich diesmal wirklich viel vorgenommen zu haben, womöglich zu viel? Nur so ist wohl erklärbar, dass der Bulgarien-Strang nach enorm dramatisierten Wendungen am Ende indifferent ausplätschert… Schade. Wenigstens hier hätte man sich einen tröstlichen Abschluss gewünscht. Etwas bemüht wirken die zeitgeschichtlichen Bezüge (Paris-Attentate November 2015), die für die Geschichte keine erkennbare Relevanz zeigen. Bei aller Kritik hat „Die Entscheidung“ durchaus charmante Züge eines Charlotte-Link-Romans: zwischenmenschliche Beziehungen, Psychologie und Crime bei entspannter Lesbarkeit sind auch hier bewährte Zutaten. Insgesamt scheint mir die Bezeichnung „Kriminalroman“ nicht ganz treffend, eher tendiert „Die Entscheidung“ in Richtung Gesellschaftsroman. Immerhin: Das Buch ist unterhaltsam und die Fans der Autorin kommen auf ihre Kosten – auch wenn es immer nur regnet… Barbara Hauschild & Christian Funke

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