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Rezension zu
Ventoux

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ventoux

Von: Bri
18.09.2016

Fünf Jungs, die sich, bis auf einen, alle bereits aus der Vorschule kennen, treffen als Teenager die wunderhübsche Laura. Um sie werden die Jungs in den nächsten Jahren allesamt schwärmen wie die Motten ums Licht. Bart ist von Beruf Journalist und war lange Jahre Radrennsportexperte, bevor er Gerichtsreporter wurde. In dieser Funktion allerdings trifft er nach Jahrzehnten wieder auf seinen alten Freund André, der früher als großartiges Radrennsporttalent gehandelt, letztendlich in ganz anderen, nicht ganz gesetzeskonformen Kreisen landete. Mit David, dem aus Surinam stammenden Reiseexperten, der am liebsten zuhause in Zutphen bleibt und scheinbar der verlässlichste der Freunde ist, blieb Bart über die Jahre immer in Kontakt. Joost hingegen hat sich in die Höhen der Physik-Genies geschwungen und ist in Erwartung des Spinoza Preises. Peter, der die Vierertruppe erst kennen lernte, als seine Eltern mit ihrem schwimmenden Bordell in Zutphen ankerten und blieben, der aufstrebende, geniale und erfolgreiche Jungdichter, dessen Beziehung zu Laura offensichtlich nicht rein platonisch war, er ist der Grund, weshalb sich die Gruppe vor dreißig Jahren auflöste und Laura einfach verschwand. Besser gesagt, ist es nicht Peter selbst, sondern das, was mit ihm passierte, damals auf dem Ventoux … Ventoux – ein Wort, das für mich immer nach Wind, Kampf und gleichzeitigem Sieg klang. Am bekanntesten wohl bei Motorrad- oder Radfahrern und klassisch orientierten Literaturfreunden. Bilder des kahlen Bergs zeigen, wie steil die Anstiege bis zum Gipfel dort sind, wie gnadenlos man klettern muss, will man mit dem Rad oben ankommen. Petrarca hat den Berg zu Fuß bezwungen, viele Tour-de-France-Fahrer mit ihren Rädern. Rauf ist anstrengend, aber runter kann tödlich sein. Jeder der schon selbst einmal einen solchen Berg abgefahren ist – sei es mit dem Rad oder dem Motorrad, weiß, wie wichtig Kontrolle ist. Autofahrer haben es da vergleichsweise leicht … doch jedes noch so kleine Splittsteinchen ist für die Reifen eines schmalen Rennrades eine große Gefahr. " … Jungs so sieht das Glück aus! Rad fahren, an nichts denken, einen Meter voraus auf den Asphalt starren." Bart und Joost haben sich vorgenommen, den Ventoux nach dem Schulabschluss mit den Rädern zu bezwingen. André, der für das Vorhaben Geeignetste, ist bereits in anderen Sphären unterwegs, David zu bequem und Laura keine Radrennsportlerin, genauso wenig ist das Peter, doch er, der Stürmer und Dränger, erhofft sich nach zahlreichen Anekdoten über den Berg einen dichterischen Höhenflug. So nimmt er, untrainiert am ambitionierten Unternehmen von Bart und Joost teil. Bert Wagendorp hat die Geschichte der sechs jungen Menschen, deren aller Leben durch ein fatales Ereignis jäh aus den Angeln gerissen wurde, zunächst hinsichtlich einer Verfilmung als Drehbuch verfasst. Der Roman, den er anschließend aus dem Plot erarbeitete, besitzt Tiefe, Vielfältigkeit und ist angereichert mit mannigfaltigen Verweisen, denen man als Leser gerne nachgeht. Autobiographisches fließt genauso ein, wie seine fundierten Kenntnisse über den Radrennzirkus, klassische Literatur, die provenzalische Landschaft und das eigene Erleben eines Ventoux – Abenteuers. Geschickt lässt er seine Hauptfigur die Ereignisse von damals erzählen – Laura, die Angebetete aller, der vermeintliche Grund für die Trennung der Jungs, bringt alle wieder zusammen und klärt damit, nicht ganz ohne Schmerz, die wahren Gründe für die damaligen Ereignisse. Alles war anders und bei Weitem weniger poetisch motiviert als angenommen. Man könnte gar sagen, menschliche Abgründe tun sich auf. Eine Auflösung par excellence, die verblüfft, setzt das Tüpfelchen aufs i. Ventoux – Ein Sommer, der das Fieber des Lebens in sich trug. Ein Roman über Freundschaft, Liebe, Verrat und die Kunst, sich neu zu positionieren. " Wir sprachen nicht. Abgesehen von Warnungen vor überholenden oder entgegenkommenden Autos. Vier Männer beim Windschattenfahren. Nirgendwo ist das Gefühl der Freundschaft und Loyalität stärker als in so einer Gruppe von Radrennfahrern. Man achtet aufeinander. Der Stärkste macht die Führungsarbeit, oder man wechselt sich ab. Beim Überholen eine kurze Berührung am Rücken wie eine Liebkosung. Man spürt, wie alle sich konzentrieren, wie sie versuchen, ein einziger Rad fahrender Organismus zu werden, ein Körper, ein Geist."

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