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Rezension zu
Die fabelhaften Schwestern der Familie Cooke

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Was ist damals passiert?

Von: Edelstella aus Hamm
31.08.2016

Eine junge Frau in einem fröhlichen gepunkteten roten Sommerkleid ist nur zur Hälfte sichtbar. Besser gesagt, von der Hüfte an abwärts. Sie steht am Rande eines Gewässers, in einem diffusen Licht erkennbar. Klar gezeichnet vor ihren Beinen fliegt eine Libelle. Ein farbenfrohes, aber kein fröhliches Cover. Mit hängenden Armen steht die Frau verloren da, wahrscheinlich schaut sie in die Ferne. Direkt auf ihrem Rock fliegt nochmal eine Libelle in einer Blase, die auch den Titel enthält. Es gibt noch eine Besonderheit: Die erste und letzte Seiten sind in knalligem Rot, auf der immer wieder Libellen gezeichnet sind in schwarz, einmal in einer Seifenblase und einmal frei. Für mich sind diese Entdeckungen symbolisch für die gesamte Geschichte: „ Als ihre Schwester verschwand, blieb Rosemary nur die Sehnsucht. Und eine Kindheit mit einem einzigartigen Geheimnis....“ „Aber ihre Abwesenheit machte sich physisch bemerkbar. Ich vermisse ihren Geruch und ihren feuchtklebrigen Atem im Nacken. Ich vermisste ihre Finger, die mir durch die Haare fuhren. Immer saßen oder lagen wir nebeneinander, tagein, tagaus hatten wir unsere Hände aneinander, all das fehlte plötzlich. Meine Haut hungerte nach diesem Kontakt.“ Rosemary fühlt sich halb ohne ihre Schwester Fern, die nach ungefähr 5 Jahren gemeinsamer Kindheit plötzlich verschwand. Ein Ereignis, das alles verändert. Rosemary, die immer ohne Unterlaß redete, ist schließlich still geworden, einsam. Die Eltern gaben ihre damals die Ratschläge, von drei Sätzen den Schönsten auszusprechen und von der Mitte der Geschichte zu erzählen, nur um den Redefluß zu bremsen. Die Autorin benutzt jetzt dieses hervorragende Stilmittel, die Geschichte um Fern aus der Mitte heraus zu erzählen und wir lernen Rosemary im Jahre 1996 kennen, nach 5 Jahren Studienzeit, orientierungslos, sich nach ihrem Bruder Lowell sehnend, der verschwand und die zu ihren Eltern eine Distanz fühlt. Sie versucht jetzt, nach und nach das Geschehen aufzudröseln und zu sich selbst zu finden. Da man von den Libellen sagt: Die Magie der Libelle gibt dir Kraft, selbst zu entscheiden, wann es Zeit ist, für eine Wandlung, kann sich der Leser auf einiges gefaßt machen. Eine außerordentlich tiefgehende Handlung um die Verantwortung der Wissenschaft, der unendlichen Liebe, die gerade in der ersten Sozialisation entsteht, um die Eigendynamik der verschiedenen Lebewesen wird hier erzählt und so manches Mal muss ich mir eine Träne fortwischen, ohne dass ich jemals mit einer kitschigen Formulierung konfrontiert werde. Die größeren Kapitel werden jeweils mit einem Zitat aus Kafka's „Ein Bericht für eine Akademie“ eingeleitet, auch hier geht es wieder um Wandlung..... Ich habe gedacht, ich lese eine lustige und humorvolle Familiengeschichte, nach dem Klappentext und den Kommentaren zu urteilen, aber da kann ich nur sagen: „Das ist zu tief gestapelt, so einfach macht es Karen Joy Fowler uns nicht. Hier liegt ein großer, vielschichtiger Roman vor: Hier geht es um die Sozialisation in frühester Kindheit, hier geht es um Aufwachsen in Freiheit und Unfreiheit, hier geht es um Verlust und Liebe, um Verantwortung und Schuld, um Verantwortung der Wissenschaft für ihr Tun, um Freundschaft, um Veränderung und vor allem um die Einsamkeit des Individuums. Aber es ist auch ein sehr aktuelles Thema aufgegriffen worden, es geht um den Respekt und die Wertschätzung aller Lebewesen und um die Achtung gegenüber derer Gefühle. Ich habe das Buch erst sacken lassen müssen und es nochmal gelesen und ich muß sagen: „Jetzt bin ich überzeugt“: Grandios und packend bis zur letzten Seite. Danke Karen Joy Fowler!

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