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Rezension zu
Zeit zum Sterben

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mit vielen Augen: Zeit zum Sterben - Mark Billingham

Von: Dunkles Schaf
21.08.2016

Tom Thorne, Ermittler bei der Polizei in London, ist mit Helen Weeks, auch Polizistin, in Urlaub. Das Leben kann schön sein – allerdings bloß nicht zu viel wandern. Als dann die Nachrichten berichten, dass ein Verdächtiger im Fall der beiden kurz nacheinander verschwundenen Teenagermädchen Jessica Toms und Poppy Johnston verhaftet wurden, ist Helen erschüttert. Die Frau des Verhafteten, Stephen Bates, ist ihre frühere beste Freundin Linda. Sofort entschließt sich Helen, zu Linda zu fahren und ihr beizustehen – ob mit Tom oder ohne. Doch Tom kommt mit und kann seine Spürnase auch nicht ganz raushalten, natürlich zum Missfallen der ortsansässigen Polizei. Die alles entscheidende Frage ist, ob Stephen Bates der Täter ist. Das erste Mädchen wird kurze Zeit später notdürftig im Wald verscharrt gefunden, doch wo ist Poppy? Bates hüllt sich in Schweigen – schweigt er, weil er der Täter ist oder eben weil er es nicht ist und somit einfach nicht weiß? Diese Frage garantiert eine kontinuierliche, leise Spannung, ganz ohne reißerische Action und weitere Entführungen oder Leichen. Die Ermittlung bzw. die Suche nach dem bzw. die Bestätigung des Täters ist nicht neu oder aufregend, entführte Mädchen gibt es in Kriminalromanen ja leider zuhauf. Interessant wird das Buch durch die Sichtweisen der verschiedenen Personen im Umkreis der Ermittlungen und des Verhafteten. Durch Helen Weeks ist man dabei, wenn Linda Bates ihren Mann vehement verteidigt und von seiner Unschuld überzeugt ist. Aber auch, wenn sie ihre pubertierende Tochter Charli fragt, ob Stephen wohl jemals Hand an sie gelegt hat. Auch die beiden Kinder, Charli und Danny, machen sich die unterschiedlichsten Gedanken, meiden Facebook, nörgeln über den Verlust ihrer elektronischen Geräte und fragen sich, welche Freunde wohl hinter ihnen stehen. Tom Thorne schnüffelt ja nun in dem Fall und so ist er zumindest hin und wieder bei den Ermittlungen dabei, auch wenn er dafür ständig Rüffel kassiert. Auch das Dorf macht er unsicher, lauscht auf Gerüchte und stößt auf die Geschichte eines vermissten Ferkels. Auch die Presse, die wie die Aasgeier, das Bates Haus, aber auch das Dorf umkreisen, ist Segen und Fluch zugleich. Diese Betrachtung des Falles und des Verhafteten von allen Seiten erzeugt einen Sog, dem man gerne weiter folgt und sich in die Tiefen des Krimis ziehen lässt. Auch wenn der Krimi mit über 500 Seiten äußerst dick ist, war er mir an keiner Stelle zu viel und ich habe ihn immer mit Spannung gelesen, auch wenn der Entführungsfall nur alte Muster wiederholt. Das Kaleidoskop der Figuren sowie die Frage, ob Stephen Bates nun der Täter ist oder nicht, halten den Leser, also zumindest mich, in Bann. Und es war schön, mal wieder in England zu weilen – da war ich literarisch schon länger nicht mehr. Fazit: Ein kurzweiliger Krimi, der sich weniger durch den Kriminalfall trägt, als durch die verschiedenen Perspektiven um die Ermittlung und den Verhafteten herum.

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