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Rezension zu
Der Araber von morgen, Band 2

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Araber von morgen 2

Von: Andy
02.08.2016

Riad Sattouf erzählt die Geschichte seiner Kindheit weiter. Das klingt zunächst nicht sonderlich interessant, doch wenn man bedenkt, dass seine Mutter Französin ist und sein Vater ein stolzer Syrer, dann wird die Brisanz allein durch das aktuelle politische Tagesgeschehen erhöht. Sattouf, der unter u.a. für Charlie Hebdo gearbeitet hat („La Vie secrete des jeunes“), vereint zwei grundsätzlich verschiedene Kulturen und diese Gegensätze sorgen für Entsetzen, für viele Schmunzler und zu der Erkenntnis, dass alle Menschen das Gleiche wollen: Sicherheit für ihre Kinder. Die Leser, die den ersten Band verschlungen haben, werden die Fortsetzung ebenfalls lieben. Handlung „Der Araber von morgen 2“ erzählt die wahre Geschichte von Riad Sattouf, wie er mit blonden Haaren die Schule in Syrien besucht und welche Erfahrungen er mit den einheimischen Kindern gemacht hat. Darüber hinaus berichtet er von dem Familienleben seiner Eltern und seines Bruders. Bewertung Der erste Band hat mich bereits sehr gut unterhalten. Die Lebensweise der arabischen und westlichen Welt unterscheidet sich zum Teil enorm. Doch es gibt auch Parallelen zu entdecken. Diese werden ausschließlich durch die Kinderaugen von Sattouf gesehen. Der Jugend ist es nämlich egal, mit wem sie im Sandkasten spielt. Die Probleme fangen erst mit den politischen Meinungen der Erwachsenen an. In erster Linie ist es in diesem Comic der Antisemitismus, der den Kindern eingetrichtert wird. Und so ist es kein Zufall, wenn die Zukunft des Landes auf dem Schulhof den Krieg gegen Israel durchspielt. Ganz offen, es ist einfach normal, wird gegen Juden gehetzt. Bei dieser einen Grausamkeit in der staatlichen Bildungseinrichtung bleibt es allerdings nicht. Die Prügelstrafe ist ein weiteres verachtendes Mittel, die Schüler aus ihrer Kindheit zu reißen. Kleinste Vergehen werden sofort mit dem Stock bestraft. Auch der Lehrplan lässt zu wünschen übrig. Nationalismus steht ganz oben auf der Agenda. Die erste Unterrichtseinheit besteht aus dem Lernen der Nationalhymne. Wer dann nicht sein Patriotenschiffchen trägt, bekommt Prügel. Bei einigen hinterlassen diese drakonischen Strafen sichtbare Spuren, nicht nur körperlich. Ein weiterer großer Punkt ist das Thema Religion. Sattouf berichtet von einigen skurrilen Situationen, die den Leser ein wenig ratlos zurück lassen. Da wäre zum Beispiel eine Seite aus dem Koran, der zwischen Dreck liegt und von den Jungen gefunden wird. Damit die Seite geehrt wird, küssen die Freunde sie, bevor das Stück Papier an einen Passanten verschenkt wird. Dieser ist sichtbar dankbar für die Gabe, da er die Seite an seine Kinder weitergeben kann. Die Unterdrückung der Frau wird ebenfalls angesprochen. Die Männer sind die Oberhäupter der Familie und haben zu bestimmen. Diese Regel trifft zumindest auf die offene gesellschaftliche Norm zu. Hinter verschlossenen Türen geben die Frauen Kontra. Unter diesem Aspekt kommt ein Punkt auf die Tagesordnung, der mich sehr angewidert zurück gelassen hat. Die Rede ist von einem Ehrenmord. Ein Mädchen hatte vorehelichen Sex und wurde zu allem Überfluss noch schwanger. Dies gilt als eines der schwersten Verbrechen in der Dorfgemeinschaft und so wurde die junge Frau von ihrer eigenen Familie umgebracht. An dieser Stelle muss der Leser erst einmal schlucken und richtet seine ganze Wut gegen die Ausübung dieser altertümlichen Tradition. Damit sich der Comic gut und flüssig lesen lässt, achtet Riad Sattouf darauf, dass der Humor an passenden Stelle nicht zu kurz kommt. Der Leser kann sich an vielen Stellen das Schmunzeln nicht verkneifen, wenn es zum Zusammenprall Kulturen kommt. Der Mix aus ernsten Elementen und Witz macht aus „Der Araber von morgen 2“ eine absolut lesenswerte Ausgabe. Der Zeichenstil hat sich im zweiten Band nicht sonderlich verändert. Die Darstellungen sind einfach, aber sehr liebenswert. Ingesamt gibt es zwei Farbgebungen: rötlich, wenn sich die Handlung in Syrien befindet und blau, wenn aus Frankreich berichtet wird. Fazit „Der Araber von morgen 2“ ist ein Comic, das von einer Welt berichtet, die für uns sehr weit weg ist. Riad Sattouf macht das nicht greifbare, anfassbar und lüftet den Schleier vom Leben einer modernen, syrischen-französischen Alltagsfamilie. Autor: Andy Copyright: Albrecht Knaus Verlag

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