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Rezension zu
Shylock

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Howard Jacobson - Shylock

Von: Mareike
24.07.2016

Darüber, dass der Knaus Verlag in diesem Jahr acht Werke Shakespeares‘ in neuer Erzählung veröffentlicht, habe ich ja schon im Beitrag zum „Wintermärchen“ von Jeanette Winterson erzählt. Jetzt durfte ich auch den zweiten Band lesen, in dem Howard Jaconson den „Kaufmann von Venedig“ neu erzählt. „Der Kaufmann von Venedig“ erzählt die Geschichte Shylocks. Ein jüdischer Geldverleiher der Antonio, einem venezianischen Kaufmann, Geld leiht und statt Zinsen „ein Pfund Fleisch“ aus Antonios Körper fordert, sollte dieser das Geld nicht rechtzeitig zurückzahlen können. Antonios Schiffe verschwinden, er kann Shylock das Geld nicht zahlen und enteignet diesen schließlich mit einem Trick. Nicht zuletzt deshalb wird dem „Kaufmann von Venedig“ heute Antisemitismus vorgeworfen, weshalb er oft als unspielbares Stück gehandelt wird. Howard Jacobson nimmt das zum Ausgangspunkt seiner Romanfassung. Shylock bekommt einen jüdischen Kunstsammler an die Seite gestellt, dem er zufällig begegnet. Strulovitch hat eine Tochter, die viel zu reif ist für ihr Alter und eine Frau, die seit ihrem Schlaganfall nicht mehr sprechen kann. Er sucht Trost bei Shylock, der wie er selbst viel durchgemacht hat und beide Männer unterhalten sich darüber, was es heißt ein Jude zu sein, was einen Juden überhaupt zum Juden macht und über Beatrice, Strulovitchs Tochter, die dabei ist sich in einen Fußballstar zu verlieben, der doppelt so alt ist wie sie und noch dazu Christ. Strulovitch, der nicht verstehen kann, was seine Tochter an einem Fußballer findet, der sein einziges Tor mit einem Hitlergruß auf dem Feld feiert, versucht Gratan dazu zu überreden, sich wenigstens beschneiden zu lassen ehe er mit seiner Tochter anbändelt. Gratan von dem Gedanken verschreckt, flieht gemeinsam mit Beatrice nach Venedig. Jacobson nimmt die Darstellung des Juden Shylock in Shakespeares Stück als Ausgangspunkt seines Romans und stellt die wirklich großen Fragen unserer Zeit, was macht Religion mit uns und was macht uns religiös. Wo hört Religion auf und fängt Fanatismus an. Das alles macht er, in dem er Shakespeares‘ Shylock einen Partner erfindet. Die Gespräche der beiden sind das wahrlich lesenswerte an diesem Buch, nachdenklich, bitterböse und ironisch unterhalten sie sich über ihre Religion und ihre Töchter, die dem einen bereits entglitten ist und dem anderen zu entgleiten droht. Ich bleibe dabei, die Idee Shakespeares Werke in Romanfassungen vorzulegen ist grandios und ich werde wohl auch die anderen Bände alle lesen müssen. Shylock ist bei Knaus erschienen. ISBN: 978-3-8135-0674-7 288 Seiten, 19,99 €.

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