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Rezension zu
Die Glücklichen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Kristine Bilkau - Die Glücklichen

Von: DeklePasa
21.07.2016

Isabell und Georg führen ein vorbildliches Leben: Sie sind glücklich verheiratet, das Einkommen der Cellistin und des Journalisten reicht für die Miete einer schicken Stadtwohnung und seit einiger Zeit vervollständigt Sohn Matti ihr gemeinsames Glück. Doch bei Isabells Rückkehr in's Berufsleben ergeben sich plötzlich Probleme: Der Cellestin zittert während ihres Solos die Hand. All ihre Bemühungen dies unter Kontrolle zu halten scheitern, und so erweitert sich das Zittern ihrer Hand schnell auf ein Erzittern ihrer gesamten Karriere. Auch Georg hat bald mit beruflichen Problemen zu kämpfen: Der Verlag verkauft die Zeitung, bei der er arbeitet, und mit einem Mal ist die Zukunft der kleinen Familie ungewiss. Die finanzielle Krise mutiert schnell zu einer Zerreißprobe für das Paar. Rezension Ich hatte ja bereits in einem meiner früheren Beiträge darauf verwiesen, dass ich ein besonderes Augenmerk auf anspruchsvolle weibliche Autoren legen und ihre Werke dann auch hier vorstellen möchte. Kristine Bilkau zähle ich genau zu dieser Kategorie und somit schafft es nach Langem nochmal eine Autorin in die Sparte good girls dieses Blogs. Ohne Schnörkel und somit gnadenlos einfach und ehrlich beschreibt Bilkau in ihrem Debüt das Gefühl einer ganzen Generation. Der Generation der Isabells und Georgs dieses Landes. Die, die ausreichend in ihre Bildung investiert haben, die, die sich hochgearbeitet haben, die es zu etwas gebracht haben im Leben. Eine Generation, die sich anstrengt und eine Generation deren Fleiß trotzdem nicht ausreicht, weil sie in einer Zeit der Unsicherheit hineingeboren wurde und das Einzige, das wirklich sicher ist in ihrem Leben, ist die Tatsache, dass eben gar nichts sicher ist. Die Autorin gewährt dem Leser Einblick in die Gedanken der beiden Protagonisten. Man begleitet Isabell auf dem Weg zum Orchester, spürt ihre wachsende Angst und Unsicherheit bezüglich des Zitterns ihrer Hände und wird Zeuge ihrer Bemühungen, Familie und Beruf – und somit auch sämtliche Erwartungen einer Gesellschaft – miteinander zu vereinen und ihrer Scham, weil es nicht funktionieren will. Man folgt Georg in die Personalbesprechung zum Verkauf seiner Zeitung, seines Arbeitsplatzes, seiner Zukunft. Spürt den wachsenden Druck des Mannes, der sich als Haupternährer der Familie wahrnimmt, seinen Wunsch diesem Leistungsdruck zu entfliehen und seine Angst zu versagen. Bilkau konfrontiert den Leser mit einer Generation, die zahlreiche Pläne hat für's Vorankommen, aber keinen einzigen für's Scheitern. Denn zu scheitern ist nicht vorgesehen, Scheitern ist den Chantals und Kevins dieser Gesellschaft vorbehalten. Scheitern bedeutet Misserfolg und für Misserfolg ist kein Platz im Zukunftsplan. Und so ist das junge Paar, und mit ihnen auch der Leser, überfordert mit einer Situation, die so nicht sein darf. Hautnah erleben wir mit, wie sich die Dinge, die einmal Zeichen ihres Wohlstandes bedeuteten, zu Mahnmalen ihrer jetzigen Situation verkehren. Wie sich ein Graben auftut zwischen dem Paar und zwischen ihnen und den anderen. Die anderen, das sind plötzlich all jene, die können, sie aber können nicht. Und so muss die Familie ganz allein einen Weg suchen, um mit dieser Situation umzugehen, da sie droht, an den Umständen zu verenden... Fazit Erschreckend ehrliche Gesellschaftsanalyse einer Generation, die sich selbst das Recht zu scheitern verwehrt. Ein Muss für jeden erfolgreichen und für jeden gescheiterten Leser!

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