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Rezension zu
Im Schatten der Königin

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Historisch interessant, aber mit Längen

Von: Michael Lehmann-Pape
04.07.2016

Wie schon beim ersten Roman der Autorin lässt sich bereits nach Anfang der Lektüre feststellen, dass Fremmantle ihre „historischen Hausaufbane“ gemacht hat. Fundiert recherchiert erlebt der Leser eine sehr reale und direkte Vorstellung vom Leben am englischen Hof in den Jahren von und nach 1544. Jene Zeit, in der jeder für sich schaute, wohin er seine Fahne hängen müsste, um „nach oben“ zu kommen. Religiöse Zerrissenheit, Machtsicherung um jeden Preis (wie in der Person der Königin Mary I. im Buch vollzogen, die zunächst eine Konkurrentin kühl hinrichten lässt) aber noch lange nicht mit der Königin endend. Denn Übergänge in der Macht sorgen immer für Zwischenräume, für eigene, offene und verdeckte Interessensgruppen, die in einem Gemisch aus Intrige und Gewalt ihre Ziele durchsetzen wollen. Fremantle bindet diese spannenden Ereignisse an die Geschichte der beiden überlebenden Schwestern der hingerichteten „Macht-Konkurrentin“ und erzähl vor allem aus der Perspektive der Katherine Grey. Die nicht nur bei Mary I. in ständiger Sorge lebt, sondern auch unter Elizabeth I. ihres Wohlbefindens nicht sicher sein kann. Direkte Gefahr von der jeweils mächtigsten Frau des Landes, indirekte Gefahren von Interessensgruppen, die den beiden überlebenden Schwestern auch zum Teil besondere eigene Rollen zuweisen wollen. Eine Gemeingelage, in der eine düstere Stimmung vorherrscht und sich breitmacht, in der das Misstrauen regiert Das alles in einer sehr bildkräftigen und bildreichen Sprache, den Leser intensiv mit hinein in die Atmosphäre jener Zeit und jener Orte nimmt. Wobei, fast möchte man sagen, wie könnte es anders sein, ein zweiter Erzählstrang in diese historischen Grabenkämpfe mit eingebracht wird. Natürlich kommt es zu einer „Verliebtheit“ und das im klassischen Sinne für solche Romane natürlich hoch romantisch, „unsterblich“ und alles Trachten und Sinnen Katherines durch „ihr Herz“ in Beschlag genommen wird. Da Fremantle auch in diesen (durchaus breiten Raum später einnehmenden) Sequenzen ebenso vielfach mit bildorientierter Sprache und sehr genau erläuternd erzählt, die Situationen selbst aber wenig Spannung erzeugen und sich als vorhersehbar darstellen, geraten die persönlichen „Irrrungen und Wirrungen“ doch lang und langatmig. Man freut sich bei der Lektüre daher immer wieder, wenn „wieder was losgeht“ bei Hofe. Denn dort tauchen auf differenzierte Charaktere auf, während Katherine selbst und ihr Geliebter überwiegend doch auch Stereotype bedienen. So verbleibt ein doch eher klassischer Liebes-Unterhaltungsroman, der durchaus anregend im Stil vorliegt, der aber ob der vorhersehbaren „Liebesereignisse“ zu viele Längen in sich trägt. Dafür aber sorgsam recherchiert wie nebenbei eine Menge über die Tricks, die Intrigen, die internen Kämpfe um die Macht jener Zeit atmosphärisch dicht zu beschreiben versteht.

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