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Rezension zu
Die Alm - Ein Ort für die Seele

Nachlese: Die Alm. Ein Ort für die Seele

Von: Minimalismus21
03.07.2016

Sabbatical, Downshifting, Auszeit. Viele Menschen träumen davon, Job und Alltag einmal den Rücken zu kehren bzw. Arbeitstunden zu reduzieren. Martina Fischer hat sich diesen Traum erfüllt. Vier Sommer verbrachte die gelernte Krankenschwester und Ernährungsberaterin auf verschiedenen bayerischen Almen. Aus den Lebensweisheiten, Geschichten und Rezepte(n) der „Teilzeit-Sennerin“ ist ein wundervolles Buch entstanden, das den Leser in eine Welt ohne feste Tages- und Wochenpläne entführt. (Un-)freiwilliger Minimalismus und positive Redundanzen inklusive. Tagesablauf auf der Alm Denn die Bewirtschaftung der mehrere Hektar großen Gebiete und die Versorgung der Nutztiere erfordern zu jeder Jahreszeit ein kontinuierliches Maß an körperlichem und psychischem Einsatz. Wie kräftezehrend und nervenaufreibend das sein kann, daraus macht Fischer an keiner Stelle einen Hehl. Und das Leben auf der Alm erfordert eine spezielle Form von Achtsamkeit. Sie ist resistent gegen Zeitmanagement und Effizienzsteigerung in einer als - ach so fröhlichen - Hochleistungskultur beschriebenen modernen Gesellschaft. Wer sich auf die Erfahrung AlmerIn einlässt, stellt schnell fest: Der Mensch muss sich an den Rhythmus von Natur und Tieren anpassen, loslassen und die Langsamkeit (der Kühe) akzeptieren lernen. Die Uhr darf hier keinerlei Rolle spielen. Genussvolle Lektüre Die Alm stellt keinen wildromantischen Tatsachenbericht dar, sondern beschreibt den typischen Tagesablauf in all seinen Facetten - vom Einheizen, Buttern, Kühe holen und melken bis hin zur Bewirtung der Hüttenkäste. 17-Stunden-Tage sind hier keine Seltenheit und weit vom klassischen nine-to-five entfernt. Melken und Milchverarbeitung gliedern die Wochen, immer gleiche Abläufe geben sich mit wenigen Ausnahmen die Klinke in die Hand. Schlafmangel ist eine der größten Belastungen, Wind und Wetter sorgen für entsprechende Hochs und Tiefs, auch der eigenen Stimmung. Manchmal ist dann selbst in den Bergen mehr Platz für Hektik und Ungeduld als für Gelassenheit. Fazit Trotz schonungslosem Realismus ist die Lektüre der 240 Seiten ein reiner Genuss. Aufmachung, Bildauswahl und nicht zuletzt zahlreiche Rezepte verfehlen ihre Wirkung nicht. Selten werden beim Lesen so viele Sinne angesprochen, werden kleine Weisheiten in einfache Sprache verpackt und Aufmerksameit und Wahrnehmung für scheinbar alltägliche Dinge geschärft. Wer oft das Gefühl hat, überfrachtet oder Opfer der Schnellebigkeit zu sein, wer verschnaufen oder einfach nur kurz innehalten möchte, dem sei diese Lektüre wärmstens empfohlen. Ein Buch zum Ankommen und Zurückkommen, zum Umdenken und Innehalten.

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