Rezension zu
Der fröhliche Frauenhasser
Der mit den Geistern sprach
Von: Howie1006Als auf dem Seziertisch von Dr. Siri Paiboun, einem in vielerlei Hinsicht eigenwilligen Pathologen im kommunistischen Laos der 70er Jahre, eine junge Frau landet, die gefoltert und ermordet wurde, nimmt er sich der Sache an und kommt einer Mordserie auf die Spur. Doch neben dem Mord gibt es auch noch andere Probleme, die sein überhaupt nicht vorhandenes diplomatisches Geschick im Kampf gegen die Bürokratie fordern. Die Geschichte selber wird in mehreren Strängen erzählt: Neben der Sicht von Dr. Siri und den Seinen wird auch der aktuelle Handlungsfaden aus der Perspektive des Mörders beschrieben, der sich gerade sein neues Opfer auserwählt hat. Dazu kommt der Kampf gegen die Bürokratie, bei dem Siri mit seiner Schlitzohrigkeit ein wenig an den Soldaten Schwejk erinnert. Und ganz nebenbei gilt es noch ein weiteres Leben zu retten. Sicher, die Mordgeschichte selber ist spannend erzählt, hat aber eher die betuliche Machart eines altmodischen Krimi à la Agatha Christie und wäre in diesen Zeiten allein aufgrund des geringen Blutverlustes der Beteiligten vermutlich nicht allzu erwähnenswert. Doch der Charakter des Pathologen ist so einzigartig, seine Scharmützel mit den Bürokraten so unterhaltsam, seine Beziehung zur Geisterwelt so schräg, dass der Leser einfach mitgerissen wird. Daneben beeindruckt die tiefe und in keiner Weise aufgesetzt wirkende Menschlichkeit der Protagonisten. Colin Cotterills Krimi wird gelesen von Jan Josef Liefers, der mit sichtlicher Freude den handelnden Personen Leben einhaucht und ihnen ihre eigene Stimme verleiht. Der fröhliche Frauenhasser ist ein Krimi, der neben einer spannenden und relativ unblutigen Handlung mit einem ziemlich schrägen, manchmal fast makabren Humor punktet. Ich kannte Dr. Siri nicht - aber da werde ich noch einiges nachholen.
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