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Rezension zu
Bedenke Phlebas

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Es hätte wirklich Potential gehabt.

Von: Sarah
09.06.2016

Ich muss zugeben, dass mich an “Bedenke Phlebas” zuerst eigentlich nur das hübsche Cover der Heyne Jubiläums-Ausgabe angesprochen hat. Zudem kam dann noch der irgendwie sehr interessante Titel und der Inhalt - Weltraumpiraten sind einfach genau mein Ding - und schwupps, schon war das Buch angefragt und mit Feuereifer begonnen. Diese anfängliche Begeisterung legte sich allerdings schnell wieder. Zu Beginn hat mich das Buch einfach nur genervt und gelangweilt, und wäre es kein Rezensionsexemplar gewesen hätte ich es wohl nach 50 Seiten bereits abgebrochen und ohne schlechtes Gewissen nie mehr angefasst. Es hat gut 200 Seiten gedauert, bis ich so weit in dem Roman drin war, dass er mir tatsächlich Spaß gemacht hat, und für diese 200 Seiten habe ich ungelogen vier Monate gebraucht - ich konnte einfach nicht mehr als ein paar Seiten am Stück lesen, dann musste ich es wieder zur Seite legen. Die fast schon episodenhaft erzählte Geschichte hat mich einfach absolut nicht interessiert, dazu kamen dann noch die vielen irgendwie generischen Charaktere, die sich eigentlich nur dadurch unterschieden, zu welcher Alien-Rasse sie nun gehörten, und pausenlos irgendwelche ellenlangen, staubtrockenen Erklärungen zu der Welt, der Technik, den verschiedenen Rassen im Universum - kurz, es war wirklich anstrengend und hätte Iain Banks diese ersten 200 Seiten auf vielleicht 50 komprimiert hätte das dem Buch wirklich gut getan. Hat er aber nicht, und somit musste ich mich da eine ganze Weile durchquälen, bis das Buch endlich interessant wurde. Als die Handlung dann endlich wirklich ins Rollen kam wurde es nämlich auch wirklich spannend und die nächsten paar hundert Seiten vergingen wie im Fluge. Es hat richtig Spaß gemacht, die Welt von “Bedenke Phlebas” in diesem mittleren Teil des Buches zu erforschen und Horza auf seiner Reise zu begleiten. Wäre das ganze Buch so unterhaltsam gewesen, hätte ich ihm locker eine 5-Sterne-Bewertung gegeben - war es aber leider nicht, denn auf den letzten 200 Seiten lässt es dann doch wieder sehr nach, wenn es auch glücklicherweise nicht mehr ganz so anstrengend wird wie am Anfang. Eine weitere Sache, die mich - neben dieser schwankenden Qualität des Buches - wahnsinnig gestört hat ist der Protagonist, Horza, selbst. Ich habe wirklich noch nie ein Buch gelesen, dessen Hauptfigur ein solch unsympathischer Macho war, und in dem das vom Autor auch noch so bewusst gut geheißen wird. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass keine Frau in “Bedenke Phlebas” eine andere Rolle zu spielen scheint, als erst mit Horza zu schlafen um dann dramatisch für ihn zu sterben. Vor allem im letzten Teil des Buches sind mir auch seine dämlichen, angeblich witzigen aber in Wahrheit nur nervigen und irgendwie sexistischen Sprüche einfach nur tierisch gegen den Strich gegangen. Irgendwann war es bei mir so weit, dass ich nicht mehr nur genervt sondern richtiggehend wütend war und das Buch eigentlich nur noch in die nächste Ecke pfeffern wollte - “Bedenke Phlebas” ist leider ein schillerndes Beispiel von sexistischer, männderdominierter und deshalb wahnsinnig anstrengender Science-Fiction, wie sie wohl vor allem in den 70er- und 80er-Jahren des letzten Jahrhunderst sehr beliebt war. Das ist schade, weil es ohne diesen Aspekt vielleicht ein wirklich gutes Buch geworden wäre. Aber gut, ich habe auch diesen letzten Teil hinter mich gebracht, denn die Geschichte war inzwischen interessant genug, dass ich Horza dafür in Kauf genommen habe. Das Ende mochte ich sehr gerne, es hat dem ganzen Buch noch einmal einen guten, nicht kitschigen Anstrich verpasst - viel mehr kann ich dazu aber auch nicht mehr sagen, und die 50 Seiten Anhang, in denen wohl noch mehr staubtrockene Erklärungen zu der im Buch beschriebenen Gesellschaft folgen sollten, habe ich mit Freude übersprungen. Alles in Allem lässt “Bedenke Phlebas” mich mit äußerst gemischten Gefühlen zurück. Zwar hat Iain Banks sich offensichtlich viel Mühe beim Erschaffen einer interessanten Welt gegeben und auch die Geschichte ist - wenn man über die öden ersten 200 Seiten erst einmal hinaus ist - wirklich spannend, aber ingesamt hat mich an dem Buch einfach zu viel gestört als dass ich es irgendwem empfehlen würde. Ich habe, nachdem ich “Bedenke Phlebas” beendet hatte, gesehen, dass es wohl noch eine ganze Menge weiterer Bücher gibt, die in diesem Universum spielen, aber von diesen werde ich mich definitiv fernhalten, denn meine erste Reaktion darauf, dass ich das Buch endlich fertig gelesen hatte, war einfach nur enorme Erleichterung. Schade - es hätte wirklich Potential gehabt. Ich habes dieses Buch als kostenloses Rezensionsexemplar erhalten. Vielen Dank dafür an den Heyne-Verlag!

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