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Rezension zu
Totengebet

Der Unschuld auf der Spur

Von: Martin Hanns
08.06.2016

"Ein Mord, eine geheimnisvolle junge Frau und ein Anwalt im Visier eines gnadenlosen Killers“. Das sind die Grundpfeiler für den aktuellen Kriminalroman der Berliner Autorin Elisabeth Herrmann. Es sind aber auch die Worte, mit denen gern Lesungen von ihr beworben werden. Auf meine Frage, ob man bald wieder etwas über den Anwalt Vernau zu lesen bekommt, der auch die Hauptfigur in diesem Krimi war, sagte Elisabeth Herrmann „Jetzt hat er erstmal etwas Ruhe, denn das (was hier passiert ist) ist heftig gewesen!“ In der Tat war dieser Kriminalroman ein Roman, der dem Anwalt sehr zugesetzt haben dürfte. Es war ein sehr persönlicher Fall für den Rechtsanwalt, der vor vielen Jahren in einem Kibbuz in Israel gearbeitet hat und nun feststellt, dass es damals Vorfälle gab, die nicht mit rechten Dingen zugingen. Durch diese Vorfälle ist er gezwungen, seine eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und in eine Geschichte abzutauchen, die mehr als 30 Jahre zurückliegt. Das Aufarbeiten der Geschichte hat nicht viel Zeit, denn es steht eine junge Frau vor seiner Tür, die damals noch nicht geboren war, nun jedoch auf der Suche nach Informationen über ihren Vater ist. Lange Zeit ist dem Leser nicht klar, wer der Vater von Rachel ist, was ihn veranlasst hat, ihre Mutter zu verlassen. Von ihrer Mutter kann die junge Frau aus Israel keine Informationen mehr bekommen, denn kurz nach der Geburt hat sie sich das Leben genommen und somit Rachel die Möglichkeit, mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Doch war dieser Selbstmord wirklich ein Selbstmord? Und falls ja … WARUM? Das könnt ihr nun wieder nur erfahren, wenn ihr dieses Buch lest. Joachim Vernau war nicht der Einzige, der damals in einem Kibbuz Erfahrungen gesammelt hat, die für sein Leben von entscheidender Bedeutung sind. Auch die Autorin selbst hat dort gearbeitet und ist nach dem Auffinden alter Tagebücher darauf gekommen, diesen Teil ihres Lebens dafür zu nutzen, ein spannendes Buch zu schreiben, was es dem Leser schwer macht, danach einfach das Buch zuzuklappen und sich ein Neues aus dem Regal zu ziehen. In der Tat hat Elisabeth Herrmann genau das bei mir geschafft. Als Leser kennen wir das Gefühl sehr gut, wenn wir nach dem Lesen ein Buch zuschlagen und wissen, dass wir jetzt eine Geschichte gelesen haben, die uns nicht gleich wieder aus dem Kopf gehen wird. So erging es mir mit diesem Krimi ganz besonders. Es war kein 0-8-15 Roman, den man schon hundertfach gelesen hat und der nur alte Klischees wieder neu aufwärmt. Es war eine Geschichte, die Abgründe zu Tage befördert, eine Geschichte, die mit wenig Blut doch sehr brutal sein kann. Wenig Blut bedeutet aber nicht, dass es kein Blut gab. Gerade Vernau selbst durfte am Ende doch den einen oder anderen Milliliter davon im Hotelzimmer lassen, bevor er diesem nicht mehr allein entkommen konnte. Mich hat bisher noch kein Buch nach Israel geführt. Auch das fand ich äußerst spannend. Wir lesen hier keinen Reiseführer und werden nicht von Ort zu Ort begleitet, um diese Städte bis ins Detail kennenzulernen. Aber dennoch schafft es Elisabeth Herrmann durch gekonnte Erzählungen uns einen kleinen Einblick in das Denken und Fühlen der Menschen zu geben, die dort leben. Dies ist das Ergebnis einer tiefgründigen Recherche, die man schon aus anderen Krimis der Autorin kennt. Solltet ihr euch dazu entscheiden, dieses Buch zur Hand zu nehmen, bekommt ihr einen spannenden, interessanten und tiefgründigen Roman mit einem Ende, was die Frage offen lässt, ob es dem Berliner Anwalt Vernau überhaupt irgendwann gelingen wird, sein aktuelles Leben in geordnete Bahnen zu lenken und sich dem Recht und Unrecht in der deutschen Hauptstadt wieder zuzuwenden. Diesem Buch habe ich glatte 4/5 Sternen gegeben. Es war das Highlight im Lesemonat April für mich. Man muss zwangsläufig sehr viel nachdenken, wenn man TOTENGEBET liest und es kann den Leser nicht kalt lassen, was im Laufe dieser 448 Seiten passiert, aber ich denke, der Anwalt kann, sofern er noch dazu in der Lage ist, auch in der Zukunft noch spannende und spannendere Fälle erleben, in denen er selbst dem Tod nicht mal so eben von der Schippe springen muss. Zum Schluss jeder Rezension stelle ich mir immer wieder erneut die Frage … Würde ich dieses Buch empfehlen? Und wem würde ich es empfehlen? Grundsätzlich ist es immer ein guter Rat, Bücher von Elisabeth Herrmann zu lesen. Man kann sich bei dieser Autorin sicher sein, dass man eine gut recherchierte Geschichte bekommt, die spannend ist und bei der man vieles lernen kann. Auch TOTENGEBET würde ich den Jenigen empfehlen, die Krimis mögen. Besonders solche Krimis, die nicht nur aus Täter, Opfer und Polizeiermittlungen bestehen, sondern aus einer handfesten Geschichte und nicht wenigen persönlichen Erfahrungen der Autorin. Obwohl dies natürlich keine Biografie ist. Es ist viel mehr die Idee einer Frau, die in der Bücherwelt etwas ist, auf das man nicht verzichten möchte. Aber wie ist das eigentlich mit guten Ideen? Kommen die einem Autor durch Zufall einfach so? Die Antwort von Elisabeth Herrmann ist gleichzeitig das Schlusswort zu dieser Rezension. „Nein! Ideen kommen nicht durch Zufälle, genauso wenig, wie Bücher Einem, wie Ziegelsteine, auf den Kopf fallen“

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