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Rezension zu
Junge Hunde

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Beinahe schmerzfrei

Von: Tanja Jeschke aus Stuttgart
02.06.2016

Rezension Cornelia Travnicek: Junge Hunde. Roman. Deutsche Verlags-Anstalt, 2015. 238 Seiten. Beinahe schmerzfrei Von Tanja Jeschke Geschichten der Wurzelsuche werden in den letzten Jahren häufiger erzählt, nicht nur in den Kinos, auch in der Literatur. Der Koffer auf dem Dachboden, in dem sich überraschende Dokumente finden, die die Existenz der Protagonisten auf den Kopf stellen. Das Tagebuch der alten Großtante, in dem die familiäre Wahrheit, wie bizarr auch immer, endlich schwarz auf weiß steht. Die Reise in die Vergangenheit als Suche nach Identität. Die Zuwendung zu den Eltern, zu Heimat und Herkunft scheint dem Text eine Tiefe zu geben, und nicht selten sickert dann so etwas wie Frieden durch, der jetzt mit dem Leben geschlossen werden kann. In Cornelia Travniceks Roman „Junge Hunde“ besitzt Romanfigur Johanna alle Eigenschaften aus, die sie braucht, um am Ende ein sich glücklich fügendes Leben vor sich zu haben. Sie ist die Tochter, die jeder Demenz-kranker Vater sich wünschen würde: Während seine Ehefrau längst nach Peru abgewandert ist und nur per Mail Interesse am Überwechsel ihres Mannes in ein Altersheim zeigt, kümmert Johanna sich um alles. Sie räumt das Haus aus, sortiert die Dinge, beauftragt einen Makler mit dem Verkauf und hat auch nur sonst nur Gutes im Sinn. Ihrer Freundin Julia hilft sie genauso weiter wie dem einsamen alten Herrn Glantz aus der Nachbarschaft. Sie ist für alle da, hat selbst kaum größere Bedürfnisse und Regungen, auch nicht als ihr Hund stirbt. Aus ihrem gelassenen Altruismus wird sie erst gerissen, als sie eben jene Postkarte findet, durch die auch sie - unfreiwillig - die Frage nach der eigenen Herkunft stellen muss. Ganz anders Ernst, ihr bester Freund seit Kindertagen. Er bestreitet seine Romankapitel souverän als Ich-Erzähler auf der Reise nach China, um seine leibliche Mutter zu finden, die ihn einst zur Adoption freigab. Seine Eigenschaften bleiben dabei blass im Hintergrund der Reiseerlebnisse, Beziehungen spielen eine Nebenrolle, auch Johanna gegenüber ist er indifferent. Er und Johanna – sie suchen getrennt nach Lebensentwürfen. Jung, behütet, beinahe schmerzfrei, freundlich und unaufgeregt. Leidenschaft kennen nur die Hunde, und auch von denen stirbt ja einer. Am Schluss geht Johannas Geschichte auf wie ein Hefekuchen. Süß duftend. Fast zu gut zum Schlucken und zu weich zum Kauen. Und schmecken Wurzeln nicht herber?

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