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Rezension zu
Jahre wie diese

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

EIN JUNGES BUCH

Von: Tanja Jeschke aus Stuttgart
02.06.2016

Rezension Sadie Jones: Jahre wie diese. Roman. Aus dem Englischen von Brigitte Walitzek. Deutsche Verlagsanstalt, 2015. 416 Seiten, 19,99 Euro. Von Tanja Jeschke EIN JUNGES BUCH Die 70ger Jahre mit ihrem unbekümmerten Flair, ihrer schrägen Romantik, ihrer politischen Unkorrektheit, ihren Songs und ihrer grell-bunten, raffinierten Innenarchitektur: sie erfreuen sich nach wie vor allseits großer Beliebtheit. Die Londoner Autorin Sadie Jones nutzt dies in ihrem neuen Roman „Jahre wie diese“, erschienen bei DVA, mit viel literarischem Geschick. Ihr gelingt das, was man ein junges Buch nennen könnte. Die unverbrauchte Experimentierfreude, mit der Luk sich in London ins Theaterleben stürzt; die großzügige Loyalität, mit der Leigh sich zur Bühnenmanagerin entwickelt, und der Glanz, der von Pauls Ideenreichtum als werdender Produzent ausgeht – alles hat dieses Verschwörerische der Jugend. Es geht um etwas, zum ersten Mal im Leben, und alles will entdeckt werden, auch die eigenen Abgründe. Noch ist keiner von ihnen gescheitert, alles ist noch möglich und die Stimmung gespannt, geladen und gut. Nächte werden zum Tag, Arbeit ist Leidenschaft, Zeit ist einfach da und Geld natürlich nicht, aber ein eigenes Theater wird auf die Beine gestellt, und gut muss es schon sein. Talent und Erfolg öffnen Türen, die Gesellschaft drum herum guckt hin. Wie mit einer Kamera läuft Sadie Jones dem Prickeln nach, das in der Luft liegt, nicht nur, als Luk der jungen Schauspielerin Nina in einer irrlichternden Liebe verfällt. Diese Kamera, das ist die Sprache: kristallklar, präzise, eloquent, manchmal witzig, aber nie glatt; in ausgezeichneter Übersetzung von Brigitte Walitzek. Und dann ist da dieses unsentimentale Verständnis der Autorin für den Hunger und das Geschädigtsein ihrer Figuren, das den Text zu begleiten scheint wie ein Sound. Auch das jung, unverbraucht. Es ist viel los in diesem Roman (so waren sie, die 70ger, und so ist sie, die Jugend!), aber es gehört zu seiner Stärke, wie subtil die Ausgewogenheit zwischen Handlung und Reflexion gelingt. „Sie redeten nicht, sie waren einfach beieinander. Es fühlte sich nicht beabsichtigt an. Es fühlte sich nicht schicksalhaft an“, heißt es am Schluss. Das Absichtslose und die Theaterbühne – Sadie Jones kriegt die richtige Mischung hin.

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