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Rezension zu
Meinen Hass bekommt ihr nicht

Von Kraft und Liebe und Zerrissenheit

Von: Gondring
26.05.2016

Dieses Buch ist ein ganz besonderes Buch. Es hat mich zu Tränen gerührt, ich hatte gleich am Anfang das beklemmende Gefühl, dass es mich Rotz und Wasser heulen lassen würde, was stellenweise auch so war. Wer mich kennt, der weiß, dass ich echt nicht nah am Wasser gebaut bin, sondern tränenreiche Momente eher im Privaten stattfinden und auch dort eine ausgesprochenen Seltenheit sind. Aber dieses Buch ist Zeitgeschichte, es ist eine persönliche Geschichte, eine sehr persönliche Geschichte, es ist eine Liebesgeschichte, eine Geschichte von Verlust, von Kraft, von unglaublicher Kraft, von Güte, irgendwo auch von persönlicher Gerechtigkeit und der immer gegenwärtigen Angst vor Zusammenbruch und Verzweiflung. Ich wusste schon als ich dieses Buch in Händen hielt – nein, seit ihr erfahren hatte, dass es dieses Buch geben wird – dass es ein sehr emotionales und kräftiges und fesselndes Buch wird. Das Buch erzählt in tagebuchartiger Form eine Zeitspanne von 13 Tagen über den persönlichen Verlust des Autors und seines Sohnes. Beginnen mit dem 13. November, an dem die Attentate in Paris stattfanden und die Frau von Antoine, Hélène, bei der Schießerei im Bataclan während des Konzert der Eagles of Death Metal zu einem von vielen wahllosen Opfern geworden ist. Die folgenden Tage spiegeln die Ohnmacht des persönlichen Umfelds wider, die Zerrissenheit des Vaters und die für den kleinen Sohn unbekannten Trauer. Die Worte, die Antoine in seiner Erzählung findet, ergreifen, sie machen betroffen und nachdenklich, sie sind echt und doch unglaublich zugleich. Unglaublich, weil man sich nicht vorstellen will, dass all dieses Leid aus dem Nichts über einen hereinbrechen kann, dass er und sein kleiner Sohn und so viele andere all dieses Leid ertragen müssen, einfach weil irgendjemand das so für sie bestimmt hat. Er lässt uns teilhaben an persönlichen Momenten: an dem Abschied von der Liebe seines Lebens in der Leichenhalle; an der Hilflosigkeit der anderen Mütter in der Krippe von Melvil, die auf ihre mütterliche und ihre eigene, ganz persönliche Art versuchen, die beiden zu unterstützen und ihnen Trost zu spenden; an dem Wiedersehen mit dem Freund, der mit seiner Hélène im Bataclan war und der durch einen Zufall im Universum überlebt hat; an den Momenten, wie Vater und Sohne neue Momente miteinander erleben – ja erleben müssen, weil die Mutter diese Momente nicht mehr mit ihrem Sohn erleben darf; an der Beerdigung und auch am Besuch des Grabes mit dem Sohn. Lesetipp? Unbedingt. Denn das Wichtige, die Botschaft, die Antoine weitergibt, ist so aufrichtig: Hass ist nicht die Lösung gegen Hass. Obwohl ihm das Schlimmste widerfahren ist, nämlich die Liebe seines Lebens zu verlieren, die Mutter seines Sohnes, die er so gerne beschreibt als seinen Mond und das traurige und treffende Bild zeichnet, als er mit seinem Sohn am Grab der Geliebten steht. Trotzdem schafft er es für sich und seinen Sohn die Kraft aufzubringen, Hélène als solche im Herzen zu behalten, die sie war: die lachende, tanzenden junge Frau, die ihr beider Leben so wertvoll machte und in die immer bei ihnen sein wird. Das Buch schließt mit einer wundervollen Normalität, wie sie Vater und Sohn wohl in den vergangenen 13 Tagen nicht vergönnt war: Antoine springt mit einem Bein in die Pfütze am Friedhof. Und Melvil lacht.

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