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Rezension zu
Wo steckst du, Bernadette?

Großartige Geschichte

Von: Lesetante
02.05.2016

Bernadette Fox, Anfang 50, hat sich selbst verloren, nachdem sie ihren größten Erfolg den Bach herunter gehen sah. Sie hat sich in Seattle verkrochen, in sich verschanzt und gibt sich ihrem eigenen alltäglichen Wahnsinn hin. Auf der einen Seite lässt sie ihr Leben von einer Assistentin in Indien managen. Niemand weiß, wie sie an Manjula gekommen ist, doch sie zahlt ihr großzügige 0,75 Cent Arbeitslohn die Stunde, dafür übergibt sie ihr sämtliche Vollmachten für ihr bescheidenes Dasein. Auf der anderen Seite hasst sie die Vollzeitmuttis, die sie boshaft Gnitzen nennt. Ihr eigenes Engagement für die Schule ihrer Tochter Bee besteht aus jährlichen Checks, für deren Deckung ihr Mann zuständig ist. Die Abneigung zu den Vorstadtfrauen beruht auf Gegenseitigkeit. Da die Gnitzen Bernadette nicht einfach in Ruhe lassen können, kommt es zu einem Krieg, aus dem Bernadette einfach spurlos verschwindet. Vorher wird ihr Vertrauen noch maßlos enttäuscht, als sie erfährt, dass Manjula nicht wirklich eine Assistentin aus Indien ist. Die Geschichte ist wir ein ICE, sie rast von dannen und man hat keine andere Chance als auf den Zug durch Bernadettes Fox Leben aufzuspringen. Man begegnet einer Frau, die hoch bejubelt wurde, wobei sie das selbst nie nachvollziehen konnte, denn alles, was sie tat, tat sie als Freigeist, der darauf erpicht war, Dinge zu optimieren. Sie ist nicht der Star, den man aus ihr machen wollte, fühlt sich jedoch um einen echten Erfolgsmoment, um ihre eigene Zufriedenheit betrogen, als ein reicher Hollywood-Schnösel IHR Haus kauft und einfach abreißt - weil er es kann. Das Leben meinte es seit diesem Vorfall nicht gut mit ihr und schenkte ihr nur eine Tochter, die die ersten fünf Lebensjahre auch ums Überleben kämpfte. Bernadette verliert sich, ihren Esprit, ihre Kreativität, den Bezug zur Realität und flüchtet sich in abstruse Ängste, die sie selbst behandelt. Die Protagonistin ist sehr liebevoll gezeichnet, in all ihrer Verschrobenheit, vermeintlichen Schwäche und Unentschlossenheit. Sie brauchte einen echt harten Tritt vor's Schienbein, bis sie sich endlich aufmachte, um sich wieder zu finden. Dass das in der Antarktis sein würde, hätte weder sie noch der Leser je gedacht. Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht von Bee, der 14jährigen Tochter, die allerdings nur selten die Chance bekommt, die Geschichte darzubieten, denn dem Leser liegt ein FBI-Dossier vor, das aus etlichen Briefen, Berichten, Emails etc. besteht, die uns Bernadette vorstellen. Gespräche der Gnitzen, der Email-Kontakt mit Indien, Beschwerden, Anzeigen, Arztberichte zeigen uns eine Frau, über deren Scharfsinn man lachen muss, die man aufgrund ihres Gutmenschentums bedauert und auf die man ab und zu auch wütend ist, weil sie ihren Allerwertesten nicht hoch bekommt. Eine wirklich tolle Geschichte, die ich so noch nicht gelesen habe. Die Machart ist grandios, vor allem, dass die Autorin ihren Stil so durchgehalten hat. Am Ende wächst zusammen, was zusammen gehört und das mit sehr viel Liebe, Freiraum und Freiheit. Eine unbedingte Leseempfehlung! Vielen Dank dem Random House Verlag und dem Bloggerportal für das Rezensionsexemplar. *****

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