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Rezension zu
Die Unglückseligen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Tolle Thematik, faszinierende Umsetzung, aber anstrengende Protagonisten

Von: Vanessas Bücherecke
02.05.2016

Inhalt aus dem Klappentext: Johanna Mawet ist Molekularbiologin und forscht an Zebrafischen und Mäusen zur Unsterblichkeit von Zellen. Während eines Forschungsaufenthalts in den USA gabelt sie einen merkwürdig alterslosen Herrn auf. Je näher sie ihn kennenlernt, desto abstrusere Erfahrungen macht sie mit ihm. Schließlich gibt er, den Johanna schlicht für einen Verrückten hält, sein Geheimnis preis. Er sei der Physiker Johann Wilhelm Ritter, geboren 1776. Starker Tobak für eine Naturwissenschaftlerin von heute. Um seiner vermeintlichen Unsterblichkeit auf die Spur zu kommen, lässt sie seine DNA sequenzieren. Als Johannas Kollegen misstrauisch werden, bleibt dem sonderbaren Paar nur eines: die Flucht, dorthin, wo das Streben nach wissenschaftlicher Erkenntnis und schwarze Romantik sich schon immer gerne ein Stelldichein geben – nach Deutschland. Meinung: Unsterblichkeit - wer möchte nicht gerne länger, wenn nicht sogar ewig leben? Die Forscherin Johanna Mawet hat ihre Studien ganz dieser Thematik verschrieben und forscht an einem amerikanischen Institut an Mäusen und Zebrafischen nach einem Weg, den menschlichen Körper unsterblich zu machen. Eines Tages trifft sie an einer Supermarktkasse auf den verwirrt wirkenden John Knight, der sich als der aus Deutschland stammende Johann Ritter entpuppt, jenen Physiker, der 1776 zur Welt kam. Doch kann das sein? Johanna nimmt Johann in Beschlag und erklärt ihn zu ihrem neuen Forschungsobjekt. Doch ihr Forschungsdrang weckt auch die Neugier und das Misstrauen ihrer Kollegen, so dass Johanna kurzerhand mit Johann nach Deutschland flüchtet... Mit Johanna hat mich beim Hören eine Hassliebe verbunden. Zwar war ich von ihrem Intellekt und Wissen beeindruckt, als Person selber war sie mir aber oft unsympathisch. Launisch, egoistisch und mit fehlender Empathie für ihre Mitmenschen wirkt sie sehr skrupellos. Auch Johann ging mir oft mit seiner naiven Art und seinem Unvermögen, mit der Zeit zu gehen, auf den Senkel. Manchmal habe ich mich wirklich gefragt, wo er die letzten 200 Jahre verbracht hat, so unglaublich blauäugig rennt er hier zeitweise durch die Gegend. Natürlich sorgt die Kombination zwischen den beiden Hauptfiguren für ordentlich Zündstoff und dank Johannas sehr schroffen Art hatte ich doch auch oft Mitleid mit Ritter. Ganz grün bin ich aber leider nicht mit beiden geworden. Doch trotz fehlender Sympathien bleibt Thea Dorn ihren Protagonisten treu und lässt diese glaubhaft agieren. Sprachlich ist Die Unglückseligen ein Fest für Liebhaber der deutschen Sprache und die Sprecherin Bibiana Beglau hat hier wirklich gute Arbeit geleistet, diese auch im Hörbuch hervorzuheben. Da wird die deutsche Schreib- und Dichtkunst zu Goethes Zeiten zelebriert, trifft auf moderne Sprechweise und Anglizismen, die durch ihre starke Überbetonung oft eine leichte Lächerlichkeit mit sich bringen und somit dem Hörer deutlich machen, wie dämlich manchmal diese englischen Wörter in unserem Sprachgebrauch wirken. Interessiert hätte mich an dieser Stelle, wie solche Passagen im gedruckten Buch dargestellt worden sind; ob sie besonders gekennzeichnet sind oder der künstlerischen Freiheit der Vertonung unterliegen. Die etwas dunkle, leicht raue Stimme von Bibiana Beglau passt auf jeden Fall hervorragend zu diesem Werk, hat aber auch dafür gesorgt, dass mir die beiden Hauptfiguren oft noch mehr an meinem Nervenkostüm gezehrt haben. Die Autorin Thea Dorn hat das Thema der Unsterblichkeit hier in allen Facetten recherchiert und thematisiert. Die Geschichte unterhält nicht nur gut, sondern regt stark zum Nachdenken an. Leider haben die vielen wissenschaftlichen Erklärungen aber auch dazu geführt, dass ich beim Hören manchmal die Konzentration verlor und somit den Faden, auch wenn die Sprecherin ihr Bestes gibt, diese interessant wiederzugeben. Der erste Teil zog sich dementsprechend immer wieder mal ein wenig. Der zweite Teil zog dafür aber an Spannung an und es viel mir wieder leichter, dem Geschehen zu lauschen. Erzählt wird hauptsächlich in der dritten Person, die Teile aus Johannas Sicht sind in einem modernen Sprachstil verfasst, Ritters teile wirken eher altbacken und erinnern vom Stil an die großen Dichter und Denker des 18. Jahrhunderts. Und dann sind da noch die Teile, die vom Teufel höchstpersönlich vorgetragen werden, die oft als Gedichte verfasst sind. Zu den Kapitellängen kann dafür leider ich wenig sagen. Auf dem Hörbuch sind diese in viele kleine Abschnitte aufgeteilt so dass die Kapitel nahezu nahtlos ineinander übergegangen sind. Da die einzelnen Abschnitte aber eine angenehmen Länge von meist 3-4 Minuten haben, kann man beim Unterbrechen des Hörbuchs immer gut und schnell wieder in die Geschichte einsteigen, ohne jedes Mal wieder von vorne starten zu müssen. Vielen Dank an den Der Hörverlag für das Rezensionsexemplar. Fazit: Die Unglückseligen ist ein Hörbuch, das vollste Konzentration erfordert. Thea Dorn fährt sprachlich ein Meisterwerk auf, welches an die alten Werke erinnert, aber auch dem modernen Sprachstil huldigt. Ebenso erörtert sie die Thematik der Unsterblichkeit in all ihren Facetten. Das Hörbuch ist sprachlich schön von Bibiana Beglau vertont, die genau den richtigen Ton für dieses Werk trifft. Einziges Manko waren für mich persönlich die zwei Hauptfiguren, die das Hörvergnügen eingetrübt haben. Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.

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