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Rezension zu
Das Schweigen der Männer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Umfassend und beharrlich auf den Punkt getroffen

Von: Michael Lehmann-Pape
22.04.2016

Das Männer und Frauen auf „verschiedenen Planeten“ leben, somit also männliches Verhalten und weibliches Verhalten sehr verschieden sind, ist eine altbekannte wissenschaftliche Erkenntnis. Auch das in den letzten Jahrzehnten Männer stark und stärker in ihrem „So-Sein“ unter Druck geraten, auch das ist nicht unbekannt. Sowohl was die Erfolgsaussichten von Schülern gegenüber Schülerinnen angeht, als auch, was die zunehmenden Karrieren von Frauen betrifft, was den Wandel des Männerbildes (und damit das, was einen „Mann“ ausmacht) dem Wandel seit 30, 40 Jahren hochgradig unterliegt. Und unter Druck geraten durch eine zudem ausufernde Arbeitswelt, das immer noch Männerbild des „unter Schweiß und Tränen Aufgaben erfüllen müssen), ebenso, wie durch neue Forderungen des Lebens in Partnerschaften und als Vater von Kindern (so welche vorhanden sind). Alte Rollenverständnisse (die Szekely auf den Punkt getroffen im Buch darstellt, vom „Patriarchen“ über den „neuen verdeckten Despoten“ bis hin zum nur „Scheinerwachsenen“ und zum „lebenslangen Kind“ u.a.) verlieren ihre Überzeugungskraft, neue Rollenmodelle sind kaum mehr als Lippen-Bekenntnisse. Das alles aber, was Szekely in absolut flüssigem und zudem sehr unterhaltsamen und verständlichem Stil an Analyse vorlegt (und bei dem sich so ziemlich jeder Mann, wenn er (heimlich natürlich) ehrlich ist, oft und oft wiedererkennt. Bei dem sich aber auch die Frauen (die nicht im Mittelpunkt stehen) gehörig an die Nase fassen könnten), ist, trotz aller harsch-ironischer Kritik an diesen klassischen Rollen- und Verhaltensmustern, gar nicht der entscheidende, destruktive Punkt. Aus allen Vorfindlichkeiten, vom „Chef sein wollen“ bis hin zur „inneren Verantwortungsscheu und ausgeprägtem Spieltrieb“ lassen sich durchaus ja auch positive Elemente für die konstruktiven Möglichkeiten in der Gesellschaft (und natürlich auch mit den Frauen) ableiten. Wenn, ja wenn Männer (Ausnahmen bestätigen die Regel), wirklich „Reden würden“. Ruhig sitzend aushalten zum Reflektieren, ins offene Gespräch über sich und die Frauen mit sich UND den Frauen treten, Konflikte konstruktiv angehen und nicht mit entweder Weg-reden, Nieder-Brüllen oder Flucht ins „Hobby“ oder „zur Arbeit“ hin antreten reagieren würden. „Liebe Männer, wir müssen reden“ ist daher nicht nur als Floskel zum Einstieg in das Buh zu verstehen, sondern tatsächlich das Programm, das Szekely verfolgt. Und bei dem sie nicht müde wird, mit immer wieder treffend dargelegten Beobachtungen und Zusammenfassungen des wissenschaftlichen Diskurses zum einen die Augen für die Notwendigkeit dieses „Redens“ zu öffnen und zum anderen genau dazu zu motivieren. Zu stark sieht die Autorin die (reale) Gefahr, dass Männer aus Unsicherheit vor allem, teils auch aus unsicherem Trotz heraus, stumm „in ihrer Ecke“ verharren und das Instrumentarium des notwendigen Dialogs ignorieren. Durch Beharren auf alten Rollenmustern (die durch die Kriegsgeneration der „abwesenden Männer“ „durch-vererbt“ wurde) oder Flucht vor dem anstrengenden Prozess des sich Auseinander-Setzens. Liest man dieses Buch gründlich und auch zwischen den Zeilen, dann wird ebenso schnell klar, dass es im Kern gar nicht unbedingt nur um das Verhältnis der Geschlechter und die Erhaltung von Partnerschaften geht, sondern die gesamte Gesellschaft („spielende“ Männer in schicken Anzügen, vegan und sportlich, aber ohne innere Verantwortung und inneren Rahmen an den „Spieltischen“ des „Finanz-Monopolys“) in ihrer konstruktiven Möglichkeit gehindert, wenn nicht sogar verhindert wird, durch solch eher altruistisches Verhalten. „Weil die Männer an der alten Planetenkonstellation festhalten (mal wollen, mal ob Fantasielosigkeit oder tiefsitzenden Rollenmodellen nicht anders können), damit sie weiter in Ruhe arbeiten (und spielen) können“. Den Ist-Zustand auf den Punkt bringen, die Gründe dafür offenlegen (Prägungen durch abwesende Väter auch der „neuen Männer“ und Väter) und vielfache konstruktive Ansätze und Vorschläge locker und dennoch mit tiefem Ernst vorlegen, dies alles gelingt Sztekely mit ihrem Buch glänzend. Dabei ist, trotz der natürlich starken Verallgemeinerungen, die Szekely zur Verdeutlichung vornimmt und der doch vielfach sich wiederholenden Kernsätze (die aber immer aus anderen Richtungen erläutert und begründet werden) jede Zeile des Buches lesenswert und liest sich ob der Formulierungsgabe der Autorin und der Struktur in je kurze Kapitel schlichtweg „gut weg“. Eine hervorragende Lektüre

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