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Rezension zu
Die wundersamen Abenteuer der Galina Petrowna

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wundersam und skurril

Von: Miramis aus Donauwörth
29.03.2016

Galina Petrowna lebt im kleinen russischen Städtchen Asow der 1990er-Jahre; es geht es beschaulich zu, man teilt das Wenige, das man hat, und trifft sich zu Vorträgen und Lotterien im Seniorenclub. Ihr gleichtöniges Leben wird aber gehörig durcheinander gewirbelt, als ihre dreibeinige Hündin Boroda vom städtischen Hundefänger Mitja eingefangen wird, weil sie kein Halsband trägt. Und als wäre das nicht schlimm genug, wird ihr Verehrer Wasja nach einem Befreiungsversuch ebenfalls inhaftiert und ins städtische Untersuchungsgefängnis eingeliefert. Hilfe ist nur von einer Seite zu erwarten: Russlands Obrigkeit muss sich um den Fall kümmern und so reist Galina mit ihrer exzentrischen Freundin Soja nach Moskau, um dort ein gutes Wort für Wasja und Boroda einzulegen. Unterdessen hat der Hundefänger Mitja eine Begegnung der dritten Art; die geheimnisvolle Katja tritt in sein Leben und säht erste Zweifel bei ihm - kann es wirklich sein Lebensziel sein, Hunde einzufangen und an die Behörden zur Vernichtung und Leimproduktion weiter zu geben? Warum eigentlich sein großer Haß auf alle Streuner? Und wie kann er seinen folgenschweren Fehler wieder gut machen und nebenbei auch noch Katjas Herz erobern? Während Galia und Soja in Moskaus Nachtleben eintauchen und begleitet von einem ebenso mysteriösen wie dementen Cousin zielstrebig nach dem richtigen Minister für ihre Angelegenheit suchen, macht Mitja eine denkwürdige Wandlung durch, und am Ende stellt sich heraus, dass die Verwicklungen zwischen den Figuren viel enger sind als gedacht und eigentlich doch alle an einem Strang ziehen. Dieses wilde und skurille Roadmovie aus dem Russland der 90er hat mir sehr viel Spaß gemacht. Die Atmosphäre ist wunderbar dargestellt, eine Mischung aus Armut und guter alter Zeit, aber auch Aufbruchstimmung in die neue Welt des Kapitalismus. Nicht jeder der Protagonisten kommt damit so gut klar, aber sie schlagen sich auf ihre Art und Weise durchs Leben. Die Autorin lässt dabei immer wieder abgefahrene und schräge Situationen entstehen, bei denen ich zumindest schmunzeln und erstaunt mit dem Kopf schütteln musste, zuweilen aber auch lauthals loslachen konnte. Besonders gut gefiel mir dabei die Entwicklung von Mitja, dem Hundefänger, aber auch die in der Mehrzahl alten Menschen habe ich nach und nach ins Herz geschlossen. Was für meinen Geschmack etwas übertrieben ist, ist die Darstellung der Körperlichkeit; ich habe selten ein Buch gelesen, in dem es so hartnäckig um Körpergerüche, Blutkrusten, Hundekot und ähnliches ging. Das muss man schon mögen. Ansonsten war mir der bildhafte und bisweilen blumige Schreibstil ganz recht, ohne das ich ihn als herausragend bezeichnen würde. Was bleibt ist eine nette Geschichte mit liebenswerten Protagonisten, die ein wundersames, skurilles Abenteuer erleben und uns dabei einen Blick in das postsowjetische Russland ermöglichen.

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