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Rezension zu
Der Araber von morgen, Band 1

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Interessant und vielschichtig

Von: loralee
27.03.2016

Wie sähe denn mein Leben aus, wenn ich als kleines Kind mit meinen Eltern im Nahen Osten leben würde? Diese Frage stellte ich mir, als ich die Graphic Novel von Riad Sattouf in Händen hielt. Mit seinem autobiographischen Comic-Roman beschreibt er seine Kindheit im Nahen Osten der späten 70er und frühen 80er Jahre. Man bekommt Einblicke in die direkten Auswirkungen der jeweiligen Politik von Ghadaffi und Assad auf das alltägliche Leben der Bevölkerung in Libyen und Syrien. Man erfährt aber auch, was passiert, wenn zwei unterschiedliche Mentalitäten aufeinandertreffen. Riad hat blonde lange Haare. Da er damit enorm auffällt, zieht er die Aufmerksamkeit und den Ärger wie ein Magnet an. In Frankreich wird er geküsst und geknutscht, im Nahen Osten wird er von den anderen Kindern beschimpft, verflucht und gehänselt. Der Vergleich der beiden, in der politischen Ausrichtung sehr unterschiedlichen Diktaturen, macht die Geschichte sehr spannend. Riads Vater ist Syrer und zieht mit seiner kleinen Familie von Libyen aus in sein kleines Heimatdorf in der Nähe von Homs. Der Vater gerät dort in eine ideologische und Identitätskrise und macht Zugeständnisse an die anti-westliche Haltung seiner Verwandtschaft, die er während seines Lebens in Frankreich eher verpönt hätte. Die Mutter von Riad ist Französin und spielt im Vergleich zum Vater eine eher untergeordnete und passive Rolle. Das finde ich sehr schade, denn es wäre interessant gewesen, ihre Meinung zu den Veränderungen des Vaters und mehr über ihr Verhältnis zur syrischen Verwandtschaft zu erfahren. Der Zeichenstil ist simpel aber lebendig und in Schwarzweiß gehalten mit einer Grundfarbe, die das jeweilige Land repräsentiert (Frankreich – kühles Blau, Libyen – warmes Gelb, Syrien – bedrohliches Rot), was eine sehr starke Aussagekraft hat. Dieser Stil (zeichnerisch, wie erzählerisch) hat sich allgemein als typisches Element der autobiographischen Graphic Novels etabliert. Wie zum Beispiel bei „Persepolis“ von Marjane Satrapi oder „Heute ist der letzte Tag vom Rest meines Lebens“ von Ulli Lust. Ich freue mich, dass Comiczeichner und Regisseur Riad Sattouf sich entschieden hat, seine Erinnerungen in einer Graphic Novel darzustellen. Die Bilder und die Erzählung helfen mir die Situation, die damals im Nahen Osten herrschte und aus der letztendlich der Arabische Frühling entstand, etwas besser zu verstehen. Ich bin gespannt, wie es im zweiten Band weitergeht.

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